Zahl der Alpintoten in Tirol steigt wieder, mehr Unfälle im Sommer
Obwohl sich deutlich weniger Alpinunfälle ereignet haben als im ersten Jahr der Pandemie, gab es 2021 mehr Tote in den Bergen zu beklagen – die meisten im Sommer.
Innsbruck – Die Corona-Pandemie wirkt sich auf alle Lebensfelder aus – so auch auf das Unfallgeschehen im Gebirge. Das spiegelt sich nicht zuletzt in der gestern vom Kuratorium für Alpine Sicherheit veröffentlichten Unfallstatistik für das letzte Jahr wider. So haben die Einreise- und Ausgangsbeschränkungen vergangenes Jahr wesentlich dazu beigetragen, dass die Zahl der Unfälle in den Bergen zurückgegangen ist – von österreichweit knapp 8000 im Jahr 2020 auf rund 6000. Die Zahl der tödlich Verunglückten dagegen stieg von 261 auf 272. Damit nähert sich der Wert langsam wieder dem langjährigen Mittel von zehn Jahren an, das bei 286 Toten pro Jahr liegt. In Tirol starben bei Alpinunfällen 97 Menschen, im Jahr zuvor waren es 88. Auch bei der Gesamtzahl der Alpinunfälle ist Tirol mit 2275 Unfällen Österreichs Spitzenreiter.
In den meisten Jahren ist die Anzahl der Alpintoten im Juli, August und September am höchsten – so auch im Jahr 2021: Bei Sommersportdisziplinen starben vergangenes Jahr 155 Menschen (57 Prozent), im Wintersport 42 (15 %). Die übrigen 75 Toten werden unter der Kategorie Nicht-Bergsportdisziplinen geführt, wie etwa Jagd, Forst- oder Verkehrsunfälle. Jedoch fand 2021 aufgrund der Pandemiemaßnahmen wie reduzierter Skibetrieb und Reiseeinschränkungen eine weitere starke Verschiebung des Unfallgeschehens hin zu den seit Jahren boomenden Sommerdisziplinen Wandern und Mountainbiken statt, so das Kuratorium. Die Bergsportdisziplin mit den meisten Unfalltoten war allerdings Wandern oder Bergsteigen mit 111 Toten (Zehn-Jahres-Mittel: 101), gefolgt von tödlichen Unfällen beim Mountainbiken mit 16 Toten.
Alpinunfälle 2021
Unfallzahlen Tirol: Bei 2275 Alpinunfällen in Tirol wurden im Vorjahr 1926 Personen verletzt, 769 blieben unverletzt. Insgesamt gab es 2792 Verunfallte, 97 Menschen starben.
Unfallzahlen Österreich: 272 Todesopfer waren zu beklagen. Es ereigneten sich 5946 Unfälle mit 7561 Verunfallten und 4961 Verletzten. 2328 blieben unverletzt.
Nationalitäten: Etwa 70 Prozent der bundesweit tödlich Verunglückten (189) stammten aus Österreich, gefolgt von Deutschland mit 22 Prozent (58 Personen). Fast alle Todesopfer in Österreichs Bergen stammen aus dem europäischen Raum.
Nach Disziplinen: Wandern bzw. Bergsteigen führt mit 111 Opfern die Statistik der tödlichen Bergunfälle an. Es folgen Mountainbiken (16) vor Klettern (13) und Flugunfällen (10).
Nach Monaten: Die meisten tödlichen Alpinunfälle ereigneten sich im Juni (28), Juli (34), August (41) und September (31).
Die Verschiebung der Unfälle hin zum Sommer wird auch beim Vergleich mit dem Jahr 2020 deutlich: So wurden in den Monaten Jänner und Februar 2021 jeweils rund 700 Alpinunfälle registriert, während es im Juli fast 1000 und im August rund 1100 waren. Vor dem ersten Lockdown 2020 gab es österreichweit im Jänner noch rund 3000 und im Februar 2600 Alpinunfälle.
Die meisten Alpintoten gab es in der Altersgruppe 51 bis 70 Jahre, nämlich 130 und damit knapp die Hälfte aller tödlich Verunglückten. 43 der Unfallopfer sind Frauen (16 %), 229 Männer (84 %). Von den 272 Todesopfern starben 72 Personen an Herz-Kreislaufversagen. Diese Todesursache stellt neben Absturz (16 %) sowie Sturz/Stolpern/Ausgleiten (19 %) die Hauptunfallursache bei Alpinunfällen dar. Der Großteil der Alpintoten durch Herz-Kreislaufversagen lag im Vorjahr im Alterssegment von 51 bis 80 Jahren, darunter ist das Todesrisiko durch eine Herz-Kreislauf-Störung geringer.
130 Lawinenunfälle in Österreich
Auch das Lawinengeschehen spielte im vergangenen Jahr eine Rolle: Österreichweit ereigneten sich insgesamt 130 Lawinenunfälle, bei denen 18 Personen – 16 Männer und zwei Frauen – ums Leben kamen. Hier nimmt Tirol mit zehn tödlich Verunglückten ebenfalls den Platz an der Spitze der Statistik ein.
Peter Paal, Mediziner und Präsident des Kuratoriums, erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass Sachkenntnis bei der Tourenplanung und der Lawinenprävention ebenso wichtig sei wie die richtige Ausrüstung: „Besonders in der ersten Stunde kann die Kameradenrettung über Leben und Tod entscheiden.“ (TT, np)