Tirol Live

Hennermann bei „Tirol Live": Corona verstärkt die Angst vor Armut

Michael Hennermann vom Verein für Obdachlose weiß, dass Corona die soziale (Not-)Lage weiter verschärft.
© Rudy De Moor

Michael Hennermann, Geschäftsführer des Vereins für Obdachlose, war am Freitag zu Gast im „Tirol Live“-Studio.

Innsbruck – Der Winter in Tirol ist Herausforderung genug, doch was bedeutet „Winter“ für einen Obdachlosen, der sein Leben „auf der Straße“ verbringt? Michael Hennermann, Geschäftsführer des Vereins für Obdachlose, weiß bestens darüber Bescheid und berichtete im Tirol-Live-Studio etwa über negative Begleiterscheinungen, die dem Wohnungsverlust vorausgehen.

Tatsächlich auf der Straße zu leben, ohne geschützte Bereiche wie eine Unterkunft, geht im Winter bei Kälte und Nässe an die Substanz. Arbeitslosigkeit, familiäre, soziale und psychische Probleme und Sucht seien die Hauptgründe, warum Menschen ein Leben auf der Straße führen.

📽️ Video | Michael Hennermann in „Tirol Live”

Das soziale Netz fehlt bei den meisten, die sich dann plötzlich auf der Straße wiederfinden. Kein finanzieller Rückhalt, keine psychologische Unterstützung fangen die Wucht diverser Schicksalsschläge ab.

Über die Delogierungspräventionsstelle versucht der Verein für Obdachlose Menschen aufzufangen, bevor der Wohnungsverlust zuschlägt. „Wir versuchen auf mehreren Ebenen präventiv zu arbeiten“, bestätigt Hennermann. Gleichzeitig sei man mit der aufsuchenden Straßensozialarbeit „streetwork“ auch die letzte Anlaufstelle für Menschen auf der Straße. „Wir gehen auf die Leute zu, die Notschlafstellen suchen oder die in Abbruchhäusern oder an versteckten Plätzen tatsächlich auf der Straße stehen. Wir bieten ihnen auch Tagesstruktur an“, sagt Hennermann. Essen, Körperhygiene, Kleidung waschen, aber auch soziale Kontakte in der Teestube würden sehr wertgeschätzt.

„Wir haben Erfolge zu verzeichnen, sonst wäre unser Job kaum auszuhalten“, verrät der Geschäftsführer.

„Unsere Beratungsstelle wird übers Jahr von 1500 Menschen aufgesucht“, rechnet Hennermann vor. Er würde sich eine Mietkostendeckelung als „ein Weg zum Ziel“ wünschen. (top)

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