„Morgen ist leider auch noch ein Tag“: Fertigpudding im Bett
Humor ist keine Lösung, aber immer hilfreich: Roman Blumenschein gastierte mit „Morgen ist leider auch noch ein Tag“ im Theater praesent.
Innsbruck – Das Innsbrucker Theater praesent bewirbt sich aktuell mit Stickern und Taschen als klein und widerständig. Und Widerständigkeit wird bisweilen auch im Kleinen groß belohnt: mit einem Gastspiel, das zur Erstaufführung wurde. Die Wiener Premiere von „Morgen ist leider auch noch ein Tag“ jedenfalls musste aus bekannten Gründen verschoben werden. Deshalb kam das Solo-Stück von und mit Roman Blumenschein am Freitag und Samstag in Innsbruck erstmals vor Publikum auf die Bühne.
In „Morgen ist leider auch noch ein Tag“ geht es um Depression. Die hat sich bekanntlich, das kann man regelmäßig in Magazinüberschriften nachlesen, zur Volkskrankheit ausgewachsen – und wird doch gern als Aufforderung missverstanden, bloß nicht zu jammern und sich ein bisschen zusammenzureißen. Schließlich macht es die Welt niemandem leicht. Auch der von Blumenschein dargestellte Schauspieler schämt sich, an nichts Anständigem, etwa Krebs, erkrankt zu sein. Und wirklich wahrhaben will er die Krankheit auch nicht. Er taucht unter, er überspielt – und bleibt selbst beim Fertigpuddingkochen im Bett. Auch das Tapetenstudium ist Grund genug, sich vor der Auseinandersetzung mit der eigenen Situation zu flüchten. Und Eltern und Freunde flüchten mit – und ratschlagen: Mehr Bier! Oder ein Ausflug ins Grüne?
„Morgen ist leider auch noch ein Tag“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Tobi Katze. Roman Blumenschein hat die Spielfassung selbst erarbeitet und die Vorlage dafür um eigene Beobachtungen angereichert. Stefan Lasko inszeniert mit einfachsten Mitteln: Umzugskartons sind mal Erregungsrequisit, dann Verbarrikadierungsmöglichkeit, schön gestapelt werden sie zum Therapeuten. Mittels Loop-Station werden die gutgemeinten Sätze von Mama, Papa und anderen zur beklemmenden Klangkulisse. Witzig ist „Morgen ist leider auch noch ein Tag“ trotzdem. Das Stück verblödelt sein Thema nicht, es führt vor, dass Geblödel kein Ausweg ist, aber Humor nur hilfreich sein kann. Für die anstehende Aufführungsserie im Wiener Drachengasse-Theater wünscht man dieser kleinen Großproduktion nur das Beste – und hofft insgeheim auf ein Wiedersehen in Innsbrucks winzigem Widerstandstheater. (jole)