Teils Warnstufe 4: Sturm und Neuschnee verschärfen Lawinengefahr in Tirol
Am Wochenende wurden tirolweit insgesamt 100 Lawinenereignisse registriert. 70 Einsätze, und damit so viele wie noch nie, waren nötig, 520 Helfer dabei im Einsatz. Für Montag wurde in Teilen Tirols durch Neuschnee und Wind die Warnstufe 4 ausgegeben.
Innsbruck ‒ Stürmischer Wind und Neuschnee haben die Lawinengefahr in Westösterreichs Bergen am Montag weiter ansteigen lassen. In Tirol und Vorarlberg stieg die Warnstufe in höheren Lagen auf Stufe 4 auf der fünfteiligen Skala.
Die Warndienste rieten von Aktivitäten abseits gesicherter Pisten ab. In den vergangenen Tagen starben in Österreich neun Personen bei Lawinenabgängen ‒ acht davon in Tirol.
Der Tiroler Lawinenwarndienst warnt vor allem vor umfangreichen Triebschneeablagerungen oberhalb der Baumgrenze, die sich durch den stürmischen Wind in den vergangenen Tagen bildeten. Schon durch geringe Zusatzbelastungen könnten Lawinen abgehen, auch spontane Abgänge und Fernauslösungen seien möglich, hieß es in den Warnberichten.
Dabei könnte zudem die Altschneedecke mitgerissen werden, daher seien auch große Lawinen möglich. Die Gefahrenstellen liegen oberhalb von 1.600 Metern und sind durch die schlechte Sicht nur schwer erkennbar. Der derzeitige Situation erfordere viel Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr, Unerfahrene sollten daher gesicherte Pisten nicht verlassen.
Bis zu 40 Zentimeter Neuschnee in den Bergen
In der Nacht auf Montag fielen in den Bergen bis zu 40 Zentimeter Neuschnee. Aufgrund orkanartiger Windböen mit bis zu 150 km/h wurden große Schneemengen verfrachtet. Im Tagesverlauf werden die Triebschneeansammlungen daher neuerlich anwachsen. Gefahrenstellen lägen vor allem in höheren Lagen der Expositionen West über Nord bis Ost. In niedrigeren Lagen liege die Warnstufe bei 3 ("erheblich"), so die Fachleute. Die Situation werde auch in den kommenden Tagen heikel bleiben.
In den vergangenen Tagen kam es allein in Tirol zu rund 100 Lawinenereignissen. 490 Bergrettungsleute und 30 Alpinpolizistinnen und -polizisten mussten ausrücken. Es gab so viele Einsätze wie nie zuvor. Viele Unfälle mit Wintersportlern gingen glimpflich aus, dennoch starben allein in Tirol acht Menschen bei Lawinenabgängen. Ein besonders tragisches Ereignis passierte in Spiss an der tirolerisch-schweizerischen Grenze, wo fünf Menschen ihr Leben in den Schneemassen verloren.
Lawinensperren auf der Nordkette
Nach dem Schneefall und Wind der vergangenen Tage besteht im Gebiet der Innsbrucker Nordkette weiterhin Lawinengefahr. Die Lawinenkommission der Tiroler Landeshauptstadt veranlasste als Vorsichtsmaßnahme daher die Sperre des Kollnerwegs (Höttinger Bild bis Gramartborden) sowie der Zufahrt zur Arzler Alm.
„Auch wenn der Schnee ins Gelände lockt, ist unbedingt Vorsicht geboten“, betonte Vizebürgermeister Johannes Anzengruber, BSc und führt weiter aus: „In vielen alpinen Gebieten sind Lawinenabgänge nicht auszuschließen. Besonders beim Kollnerweg und bei der Zufahrt zur Arzler Alm herrscht derzeit erhebliche Gefahr, weshalb wir uns gezwungen sahen, zum Schutz der Bevölkerung, diese Wege temporär zu sperren. “
Wie lange die Wege gesperrt bleiben, ist noch nicht bekannt. (TT.com)