Corona-Pandemie

Debatte um Teststrategie: Brunner hält Gratistests nach Öffnung für obsolet

Kostenlose Corona-Tests für die breite Bevölkerung dürften bald der Vergangenheit angehören.
© Thomas Böhm

Mit den Lockerungen im März rückt auch das weitere Vorgehen mit den Corona-Tests in den Fokus. Die Bundesregierung könnte zumindest teilweise die Gratistests abschaffen. Symptomatische Personen sollen jedenfalls weiterhin kostenlos getestet werden, versicherte Gesundheitsminister Mückstein.

Wien – Bis zum 31. März bleiben die Corona-Tests für die breite Bevölkerung gratis. Für die Zeit danach hat die Regierung angekündigt, die Teststrategie überarbeiten zu wollen. Bisher hätten die Tests nämlich 2,6 Mrd. Euro an Steuergeldern gekostet. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) unterstreicht am Donnerstag diese Linie: "Die Öffnung wird stattfinden und dann braucht es auch keine Gratistests mehr", sagte er im ATV-Interview laut Vorabmeldung.

"Die Bundesregierung hat beschlossen, mit Anfang März wirklich ganz aufzumachen", so der Finanzminister: "Und deswegen glaube ich schon, dass man das intensiv diskutieren darf. Auch dass diese Gratis-Tests der Vergangenheit angehören."

📽️ Video | Epidemiologin Eva Schernhammer über Öffnungen

Tests von symptomatischen Personen bleiben gratis

Tags zuvor hatte bereits Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) von einem "Paradigmenwechsel" bei der Teststrategie gesprochen. "Symptomfreie, geboosterte Menschen regelmäßig zu testen macht wenig Sinn und kostet viel Geld." Man werde auf Basis von Experten-Einschätzungen in diesem Bereich "nachschärfen", kündigte er an, ohne ein Datum zu nennen. Bis 31. März bleibe das Testen aber jedenfalls aufrecht und auch gratis.

Mückstein hielt aber fest, dass Tests von symptomatischen Patienten bzw. behördliche Tests jedenfalls gratis bleiben werden. Diese benötige man, um die epidemiologische Lage zu bewerten. Daneben werde es Tests geben, die etwas kosten, so Mückstein: "Ich glaube aber nicht, dass wir hier unterscheiden werden zwischen Geimpften und Ungeimpften bei den Testkosten."

Anders lautet der Vorschlag des Chefs des Dachverbands der Sozialversicherungsträger, Peter Lehner, der zwischen Geimpften und Ungeimpften unterscheiden will. Von ersteren könnte man einen Kostenbeitrag in Höhe der Rezeptgebühr (derzeit 6,65 Euro) verlangen, Ungeimpfte sollen die vollen Kosten der Tests tragen, die bei rund 50 Euro liegen.

Labore vor großem Mitarbeiterabbau

Das Corona-Großlabor Lifebrain bangt indes um das Fortbestehen der Gratistests. Mit der Abschaffung ginge ein drastischer Stellenabbau in dem Unternehmen einher, das in seinem ersten Jahr in Wien kräftig gewachsen ist. Bei einem kompletten Aus für die Gratistests "müssten wir von den 1.600 Mitarbeitern 1.200 abbauen", sagte Firmengründer Michael Havel. "Das wär wirklich schrecklich – alle sind gut ausgebildet und motiviert", so der Geschäftsführer.

"Die Frage ist, wie viele Tests bleiben dann noch – wir müssen natürlich unsere Mitarbeiter skalieren nach dem wirklichen Bedarf", erklärte der Lifebrain-Chef. Derzeit ist sein Unternehmen "Alles gurgelt"-Partner der Stadt Wien. "Wir würden die gesamte Struktur redimensionieren müssen", so Havel. Die derzeitige Größe könne dann nicht aufrechterhalten werden. Das Unternehmen würde sich auch räumlich von den derzeit fünf Pavillons auf der Baumgartner Höhe auf ein bis zwei zurückziehen müssen. "Das ist leider Gottes die Realität." Die Aktivitäten wurden dort im Dezember 2020 gestartet – mit 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, rund zwei Drittel davon im Labor und rund einem Drittel in der Logistik, also beim Zuliefern, Aus- und Umpacken der gelieferten Proben.

Auch der Preis für die PCR-Tests würde bei einer massiven Reduktion der Probenzahl empfindlich nach oben gehen. "Es wird sicherlich nicht bei den 6 Euro bleiben, wenn die Mengen nicht mehr das sind." Im Extremfall würden dann "15 bis 20 Euro" verlangt werden müssen, schätzte Havel. Die Apotheken bekommen 25 Euro pro Test.

Tests jedenfalls weiterhin auch in Krankenhäusern und Altenheimen

Fix ist vorerst nur, dass die Regierung ihre derzeitige Teststrategie gegenwärtig überarbeitet, wie Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Mittwoch bekanntgaben. Für die breite Bevölkerung sei das Testen auf jeden Fall noch bis 31. März gratis. Es werde "ein neuer Fokus auf das Abwasser-Monitoring gelegt", so Mückstein. Offen blieb vorerst noch, wie es danach mit dem Testen an den Schulen weitergeht. Regelmäßiges Testen soll es jedenfalls auch nach dem Wegfall fast aller Coronamaßnahmen am 5. März für das Personal sowie die Besucherinnen und Besucher von Krankenhäusern und Alten- bzw. Pflegeheimen geben. (TT.com, APA)