Suchterkrankungen

Neues Tiroler Suchtkonzept will suchtübergreifende Verbesserungen

15 Prozent der Tirolerinnen und Tiroler trinken in einem längerfristig die Gesundheit schädigendem Ausmaß.
© Volkmar Schulz /

Das Land Tirol will in den kommenden zehn Jahren Verbesserungen bei Behandlung und Prävention von Suchterkrankungen vorantreiben. Daten aus den vergangenen Jahren dienen als Basis.

Innsbruck – Ein neues Tiroler Suchtkonzept soll künftig als Anleitung dazu dienen, um "suchtübergreifend" in den Jahren 2022 bis 2032 Verbesserungen bei Behandlung und Prävention von Suchterkrankungen voranzutreiben. Die dort festgehaltenen Maßnahmen und Empfehlungen leiten sich aus Daten ab, die in den Jahren 2012 bis 2020, etwa mittels der Verknüpfung von verschiedenen Quellen und Befragungen, erhoben wurden. Das neue Suchtkonzept folgt damit dem bisher letzten aus dem Jahr 2012 nach.

Das neue Suchtkonzept des Landes sei jedenfalls eine "konkrete Weiterentwicklung", sagte Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Innsbrucker Landhaus. Ein Suchtkonzept-Neu sei nicht zuletzt vor allem deshalb vonnöten, weil sich "Erscheinungsformen der Sucht ständig ändern" und auch der medizinische Fortschritt Änderungen beispielsweise in Bereichen wie der Pflege von suchtkranken Menschen mit sich bringe, so Leja.

Viele Menschen in Tirol von Süchten betroffen

Das nunmehr vorliegende "Arbeitspapier" sei in dieser Hinsicht ein "Meilenstein für die nächsten zehn Jahre", strich Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) heraus. Man könne mit dem Papier unter anderem gut darauf eingehen, dass sich der Konsum von Substanzen ändere, betonte Fischer. Angesichts der Zahlen zeige sich darüber hinaus, dass "sehr viele Menschen in Tirol von Sucht und Süchten betroffen sind", führte die Landesrätin aus.

Konkrete Zahlen nannte schließlich Studienautor Martin Busch, Abteilungsleiter des Kompetenzzentrums Sucht bei der Gesundheit Österreich GmbH. "15 Prozent der Tirolerinnen und Tiroler trinken in einem längerfristig die Gesundheit schädigendem Ausmaß", so Busch. Darüber hinaus griffen 18 Prozent täglich zur Zigarette und ein Viertel der befragten Schüler in der 9. und 10. Schulstufe in Tirol habe schon mindestens einmal im Leben Cannabis konsumiert, so Busch. Dazu kämen noch unter anderem Medikamente und Psychopharmaka: "Sieben Prozent der Frauen und vier Prozent der Männer nehmen fast täglich Schlaf- oder Beruhigungsmedikamente", strich der Studienautor heraus.

Konzept für Rauchausstieg angedacht

Von diesen Zahlen ließen sich dann schließlich klare Maßnahmen und Empfehlungen ableiten, erklärte Christian Haring, der als Mitglied der Expertise-Gruppe des neuen Tiroler Suchtkonzeptes fungierte und als medizinischer Geschäftsführer der tirol kliniken tätig ist. Neu sei beispielsweise im aktuellen Papier die "Etablierung und Umsetzung eines Konzeptes zur Unterstützung des Rauchausstiegs", so Haring. Schließlich wisse man laut den aktuellen Daten, dass in Tirol im Jahr 2019 rund 45.500 Menschen erfolglos versuchten, mit dem Rauchen aufzuhören, so der Suchtexperte.

Außerdem gelte es etwa Wohnstruktur für suchtkranke Menschen zu schaffen, die Verbesserung der medizinischen Versorgung in Haft voranzutreiben uns insgesamt "ein diversifiziertes stationäres Therapieangebot" zur Verfügung zu stellen. Nicht zuletzt seien auch die Themen "Selbsthilfe, Partizipation und Digitalisierung" wichtige Punkte im neuen Tiroler Suchtkonzept, sagte Haring. (APA)

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