Hochspannung in 273 Gemeinden: Frischer Wind in den Gemeindestuben
Heute werden in Tirol die neuen BürgermeisterInnen und Gemeinderäte gekürt.
Von Marco Witting
Innsbruck – Es ist nicht unbedingt der „Wind of Change“, der durch die Tiroler Gemeindestuben weht. Aber zumindest ein frischer Wind – und damit sind explizit nicht jene Gruppierungen gemeint, die sich diesen Namen auf ihre Plakate schreiben ließen. Nach einem Wahlkampf, der Corona-bedingt vielerorts ein laues Lüftchen war, gilt es dann also heute. In 273 Tiroler Gemeinden wird gewählt – über 505.000 Menschen sind wahlberechtigt.
Der frische Wind weht auch etliche neue Bürgermeister ins Land. Das ist schon jetzt fix. Von den 273 Gemeinden (ohne Musau), in welchen am Sonntag gewählt wird, kam es seit der Wahl 2016 in 33 Gemeinden zu einem Wechsel der Bürgermeisterin bzw. des Bürgermeisters. Von den derzeit aktuellen 272 Ortschefs (Seefeld hatte zuletzt bekanntlich keinen Bürgermeister) treten „nur“ 205 heute wieder an. Wie viele Amtsinhaber heute (oder nach einer Stichwahl in zwei Wochen) aus dem Amt fliegen, wird sich zeigen.
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„Bürgermeister genießen das größte Vertrauen“
Schaden kann ein Bürgermeisteramt bei erneuter Kandidatur aber nicht. Selbst wenn man erst kurz im Amt ist, wie Politologe Philipp Umek vor wenigen Tagen erklärte „Bürgermeister genießen mit Abstand das größte Vertrauen von allen Politikern, wie recht groß angelegte Umfragen des Gemeindebundes immer wieder zeigen.“ Zuletzt seien diese Zustimmungswerte im Vergleich zu anderen Politikern auf Landes- oder Bundesebene noch mal deutlich gestiegen. „Erfahrene Bürgermeisterinnen und Bürgermeister geben durch die Übergabe ja quasi eine Empfehlung ab – und dieser wird vielfach auch gefolgt.“
Viele Faktoren werden heute über den Ausgang entscheiden – egal ob es um den Gemeinderat oder die Bürgermeister-Direktwahl geht. Die Mobilisierung wird sicher einer dieser Faktoren sein. 2016 lag die Wahlbeteiligung bei 71,42 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Landtagswahl 2018 lag sie bei 60 Prozent. Viele Orte haben nur einen Wahlvorschlag. Andere Orte ein breites Spektrum an Listen – den Rekord gibt es in Kufstein mit zehn.
856 Wahllisten und 562 Bürgermeisterkandidaten sind es insgesamt. Ein leichter Rückgang im Vergleich zu 2016 – es wird aber auch in weniger Gemeinden abgestimmt. Auffallend: Die Zahl der Menschen, die für das Amt des Ortschefs kandidieren, ist von 543 auf 561 gestiegen.
Mehr BM-Kandidatinnen am Stimmzettel
Rückenwind sollte es für die Frauen geben. Nach dem Urnengang vor sechs Jahren gab es 16 Bürgermeisterinnen – mittlerweile waren es 17. Bei 279 Gemeinden noch immer nur ein Bruchteil. Immerhin gibt es erneut mehr Kandidatinnen am Stimmzettel. Und: Mangels Konkurrenz sind acht Bürgermeisterinnen schon fix. Die Hälfte davon übrigens im Außerfern, was durchaus bemerkenswert ist.
Jungen Kandidaten könnte als Nachfolger eines Langzeitbürgermeisters übrigens ein scharfer Wind entgegenwehen. Auffallend viele Ortschefs, die sehr lange im Amt waren, treten heuer nicht mehr an. Tirol hatte zuletzt in einer Aufstellung des Gemeindebundes einen sehr hohen Anteil an Langzeitbürgermeistern. Einer, der es noch einmal versucht, ist Gemeindeverbandspräsident Ernst Schöpf. Er kandidiert für eine 7. Amtszeit.
Frühaufsteher haben es in Flirsch heute gut. Laut Auskunft des Landes öffnet hier das erste Wahllokal – um 5.30 Uhr. In vielen anderen Gemeinden geht es dann ab 7 Uhr bzw. 8 Uhr los. Die meisten Lokale schließen gegen 15 Uhr. Das letzte der insgesamt 625 Wahllokale schließt in Scheffau um 17 Uhr die Türen. Dann wird ausgezählt. Und aufgrund der sicher deutlich gestiegenen Briefwahlstimmen wird sich die Auszählung im Vergleich zu den Vorjahren nach hinten verschieben. Mit der TT sind Sie jedenfalls immer und überall informiert.
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