Freudiges Wiedersehen: Retrospektive von Charlotte Posenenske in Bozen
Bozen – Nach drei Jahren und fünf männlichen Einzelschauen (zuletzt u.a.: Robert Breer) wurde es endlich Zeit für eine weibliche Position: Und siehe da, der Fondazione Dalle Nogare ist mit ihrer aktuellen Schau auch prompt ein Coup gelungen, zeigt die Privatstiftung des umtriebigen Bozner Bauunternehmers Antonio Dalle Nogare doch die erste Retrospektive von Charlotte Posenenske in Italien. Hierzulande widmete die ehemalige Galerie im Taxispalais Posenenske schon 2005 eine Überblicksschau.
Also gerade in der Zeit, als die deutsche Minimalistin wiederentdeckt wurde. Gestorben war die 1930 geborene Posenenske bereits 1985. Aber schon 1968 hatte sie das Kunstmachen aufgegeben. Damals wurde die Willi-Baumeister-Schülerin gerade als eine der wichtigsten Künstlerinnen Deutschlands gehandelt.
Ihre Arbeit vereint Einflüsse der amerikanischen Minimalisten (Donald Judd, Carl Andre) mit europäischen Wegbereitern à la Max Bill. Sichtbar wird das in ihren frühen Papierarbeiten, die als Grundlage für ihre Skulpturen gelten. 17 von ihnen werden in der Bozner Schau „From B to E and more“, die von Vincenzo de Bellis kuratiert wurde, gezeigt.
Die ausgestellten, farbigen, skulpturalen Werkserien dagegen wurden extra an den Raum der Stiftung angepasst. Mit interessanten Effekten: Eine Konstruktion ihrer verschlungenen Vierkantrohre führt vermeintlich von innen nach außen. Andere messen den extra für Wechselausstellungen reservierten Raum in ihrer Höhe aus und schlagen damit einen direkten Bogen zur Sammlung des Hausherrn, die unter dem Titel „Things/Thoughts“ in den oberen Stockwerken gezeigt wird. Ebenso beeindruckend sind Posenenskes seriellen Formate, die sich über die Länge des Raumes ausbreiten oder gegenüber den Übergang von Boden und Wand markieren. Mittig steht, wie schon 2005 in Innsbruck, die Arbeit „Drehflügel“, die spontan selbst einen Raum entwirft. Insgesamt ein freudiges Wiedersehen! (bunt)