Festival „medienfrische“: Kulturelle Reanimation im Bschlabertal
Ein Festival will das sterbende Bschlabertal mit Kultur wiederbeleben. Zumindest temporär.
Bschlabs – Supermarkt gibt es hier schon lange keinen mehr, inzwischen auch weder Schule noch Kindergarten. Im Außerferner Bschlabertal gilt: Wer kann, der geht. Gerade einmal knapp 100 EinwohnerInnen sind noch da. Wenn es nach Daniel Dlouhy und seinem Verein „Sous Les Pavés“ geht, sollen im Frühsommer rund 150 Personen dazukommen – wenigstens temporär. Das Festival „medienfrische“, ein fünfwöchiges Residency-Programm, will das sterbende Tal mit Kultur wiederbeleben.
Noch bis 20. März können sich Kunstschaffende unterschiedlichster Couleur für einen – auch mehrwöchigen – Aufenthalt bewerben. 35 Schlafplätze stehen in Bschlabs, Boden und Pfafflar jedenfalls täglich zur Verfügung. Nicht ganz so einfach ist die Rechnung bei der Ausrichtung des „zeitgenössischen Kunst- und Medienfestivals“: KünstlerInnen mit experimentellen Ansätzen werden gesucht, neue Medien bevorzugt – bewerben dürfen sich aber auch klassische Sparten. Und nicht nur jene aus der bildenden Kunst: FilmemacherInnen, MusikerInnen, PerformerInnen, ja sogar das Kunsthandwerk könnte im Bschlabertal eine Heimat finden, wenn es nach der Festivalleitung geht. Künstlerischen Nährboden soll zusätzlich ein Dada-Schwerpunkt liefern. Die inhaltliche Beschäftigung ist aber auch hier kein Muss.
Erfahrung mit dem Experiment-Begriff hat das Team um Dlouhy jedenfalls. Nicht nur die Festivalleitung, sondern auch der künstlerische Berater Andreas Pronegg halfen einst mit, das Experimental-Beiwagerl des Innsbrucker BRUX, den „Vorbrenner“, auf Schiene zu bringen. An Bord war später auch Katarina Csanyiova – die jetzt gemeinsam mit Pronegg, Künstler Rafael Ludescher und Künstlerin Nicole Weniger, der vierköpfigen „medienfrische“-Fachjury, über die Residency-Teilnehmenden entscheiden wird.
Derzeit entsteht das Rahmenprogramm, das Anfang April präsentiert wird. Auch hier gilt, mehr ist mehr: Neben Konzerten und Workshops ist ein Pop-up-Kino geplant. Welche Form die „medienfrische“ einnimmt, wird sich wohl ab 24. Mai endgültig zeigen.
Land Tirol, Bund und Gemeinde jedenfalls glauben an das kulturelle Reanimationsmanöver für das Bschlabertal. Sie investieren heuer 170.000 Euro in die „medienfrische“. (bunt)