Von Apple über Nike bis Disney und BMW: Immer mehr Firmen kehren Russland den Rücken
Fast eine Woche führt Russland nun schon Krieg gegen die Ukraine. Derweil wächst der wirtschaftliche Widerstand gegen Russland. Immer mehr große Unternehmen weltweit wenden sich gegen Präsident Putin, nehmen russische Produkte aus dem Sortiment oder schließen russische Kundschaft aus.
Moskau – Volvo, Playmobil oder Nike: Die Liste der Unternehmen, die sich aus Russland zurückziehen, die (Aus-)Lieferungen stoppen oder Anteile an russischen Firmen verkaufen, ist lang. Und sie wird immer länger. Einige Reiseanbieter stornierten Verbindungen oder Angebote mit Zielen in Russland.
Das liegt zum einen an den Sanktionen des Westens und der Reaktion Russlands, etwa die Sperrung des Luftraums. Doch viele Konzerne wollen mit ihrem Schritt auch ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine setzen. So etwa auch viele Supermärkte, die russische Produkte aus ihren Regalen verbannen.
🍏 Apple setzt Verkäufe in Russland aus
Apple hat die Verkäufe seiner Produkte in Russland ausgesetzt. Die Exporte in alle Handelskanäle des Konzerns in dem Land seien bereits vergangene Woche gestoppt worden, teilte das US-Unternehmen mit. Auch seien der Bezahl-Service Apple Pay und andere Dienste eingeschränkt worden. Die Apps der russischen Staatssender RT und Sputnik seien in allen App Stores für Apple-Geräte außerhalb Russlands nicht mehr verfügbar.
In Apples Kartendienst in der Ukraine seien die Anzeige des Verkehrsaufkommens sowie von aktuellen Unfallmeldungen ausgeschaltet worden, um die Bürger des Landes zu schützen. Auch Google verbirgt diese Informationen in seiner Karten-App in der Ukraine angesichts der Kampfhandlungen und des Vormarschs russischer Truppen.
„Wir sind zutiefst besorgt über die russische Invasion in die Ukraine und stehen an der Seite aller Menschen, die als Folge der Gewalt leiden", hieß es von Apple weiter. Man bewerte die Situation weiter und sei in Gesprächen mit relevanten Regierungen zu den Schritten, die Apple unternehme.
👟 Nike sperrt Online-Verläufe
Auch die Produkte des Sportartikelherstellers Nike können in Russland nunmehr weder über die Website des US-Konzerns noch über seine App gekauft werden. Die ukrainische Abgeordnete Lesia Wasylenko schreibt auf Twitter unter Verweis auf Nike, Apple und andere Firmen, dies seien „großartige Beispiele, wie private Konzerne Sanktionen gegen Russland verhängen können".
🚘 BMW verurteilt Aggressionen
BMW stellt den Bau von Autos im russischen Kaliningrad und den Export nach Russland bis auf Weiteres ein. Außerdem werde es wegen Lieferengpässen zu Produktionsunterbrechungen in deutschen und europäischen Werken kommen, teilte das Unternehmen in München mit. Wo, wann und wie lange die Produktion unterbrochen werde, werde derzeit noch geprüft, sagte ein Sprecher. BMW bezieht bisher Kabelbäume aus der West-Ukraine. „Mit unseren Lieferanten sind wir in intensiven Gesprächen", sagte der Sprecher. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr mit dem russischen Partner Avtotor 12.000 Autos in Kaliningrad gebaut und insgesamt 49.000 Autos in Russland verkauft.
„Wir verurteilen die Aggressionen gegenüber der Ukraine und verfolgen mit großer Besorgnis und Betroffenheit die Entwicklungen", teilte BMW mit. Der Konzern trage die Sanktionen gegen Russland ausdrücklich mit und unterstütze die betroffenen Menschen mit einer Sofortmaßnahme für eine Hilfsorganisation der Vereinten Nationen. Im größten europäischen BMW-Werk Dingolfing werde die Fahrzeugproduktion in der kommenden Woche komplett ausfallen, sagte ein Sprecher der Mediengruppe „Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung". Davon seien mehrere Tausend Mitarbeiter betroffen. Wie es danach weitergehe, sei im Moment offen. Das Thema Kurzarbeit sei in Klärung.
🚘 Ford zieht sich komplett zurück
Der zweitgrößte US-Autobauer Ford kehrt Russland bis auf Weiteres gar komplett den Rücken. Das Unternehmen begründete die Entscheidung in einer Mitteilung mit tiefer Besorgnis über die russische Invasion in die Ukraine und die daraus folgende Bedrohung für Frieden und Stabilität. Die Situation habe Ford zu einer Neubewertung seiner Geschäfte gezwungen. Der Schritt erfolge mit sofortiger Wirkung. Ford betonte, die Präsenz in Russland in den vergangenen Jahren bereits deutlich reduziert zu haben. Über einen Hilfsfonds werde das Unternehmen zudem 100.000 Dollar für Menschen in der Ukraine spenden.
✈️ Boeing setzt Russland-Geschäfte aus
Der US-Luftfahrtkonzern Boeing stoppt wegen des Krieges in der Ukraine und den westlichen Sanktionen gegen Russland seine Geschäfte mit russischen Fluggesellschaften. Die Maßnahme betreffe die Versorgung mit Ersatzteilen sowie die Wartung und technische Unterstützung, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Boeing habe wichtige Geschäftsaktivitäten in Russland vorerst ausgesetzt.
👥 Playmobil liefert nicht mehr
Die Horst Brandstätter-Gruppe, die die Playmobil-Spielfiguren verkaufen, liefert ab sofort keine Produkte mehr nach Russland, wie sie am Dienstag mitteilte. Das betrifft demnach auch die Pflanzgefäße-Marke Lechuza.
Für das Jahr 2022 hatte die Horst Brandstätter Group in Russland für beide Unternehmen einen Umsatz von rund zehn Millionen Euro eingeplant, heißt es weiter.
🎬 Disney, Sony und Warner stoppen Filmstarts
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat auch Konsequenzen für Kinobesucher in Russland. Die großen US-Filmstudios Disney, Sony und Warner haben in der Nacht auf Dienstag ihre geplanten Filmstarts abgesagt und dies mit dem Krieg begründet. Bei Disney ist der im März erscheinende Pixar-Film „Turning Red" (dt. Titel „Rot") betroffen, bei Sony die Marvel-Comicverfilmung „Morbius" und bei Warner der neue „Batman"-Film.
Disney begründete seinen Schritt mit Russlands „grundloser Invasion" in die Ukraine und der „tragischen humanitären Krise". Zukünftige Geschäftsentscheidungen würden von der Entwicklung der Lage abhängen, hieß von der Walt Disney Corp. Der Konzern würde mit Hilfsorganisationen zusammenarbeiten, um Flüchtlingen zu helfen.
Kurze Zeit später gaben auch Sony und Warner Bros. bekannt, ihre geplanten Kinostarts auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Warner äußerte die Hoffnung auf eine „rasche und friedliche Lösung dieser Tragödie". Sony machte sich hingegen die russische Sprachregelung zueigen und teilte mit: „Angesichts der laufenden Militäraktion in der Ukraine und der sich daraus ergebenden Unsicherheit und humanitären Krise in der Region pausieren wir unsere Filmstarts in Russland."
Fans von Comicverfilmungen in Russland müssen sich nun gedulden. „The Batman" mit Robert Pattinson in der Hauptrolle hätte schon diese Woche starten sollen, der SciFi-Horrorfilm „Morbius" mit Jared Leto in der Hauptrolle Anfang April.
📺 Netflix setzt Aktivitäten in Russland aus
Netflix setzt einem Medienbericht zufolge alle zukünftigen Projekte und Übernahmen in Russland aus. Der US-Streamingdienst habe vier russische Originalproduktionen in Arbeit, berichtet das Magazin Variety. Eine Stellungnahme von Netflix liegt nicht vor.
🎽 H&M stellt vorübergehend alle Verkäufe in Russland ein
Der schwedische Moderiese H&M stellt angesichts des Ukraine-Kriegs bis auf Weiteres seinen Verkaufsbetrieb in Russland ein. Die H&M-Gruppe sei zutiefst besorgt über die tragischen Entwicklungen in der Ukraine und stehe allen Menschen bei, die darunter litten, teilte der Konzern am Mittwochabend in Stockholm mit. Man habe sich daher entschlossen, den gesamten Verkauf in Russland vorübergehend zu pausieren.
🚢 TUI Cruises läuft St. Petersburg nicht mehr an
Die Kreuzfahrtreederei TUI Cruises teilte unterdessen mit, dass sie wegen des Angriffs auf die Ukraine die russische Hafenstadt St. Petersburg aus ihrem Programm streiche. „Vor dem Hintergrund der Ereignisse haben wir uns aus ethischen und moralischen Gründen entschieden, die Fahrpläne unserer Ostsee-Kreuzfahrten von Mai bis Oktober 2022 anzupassen: Wir werden St. Petersburg nicht mehr anlaufen", teilte eine Sprecherin mit. Aida Cruises dürfte dem Schritt bald folgen.
🚘 Volvo stoppt Produktion und Verkauf in Russland
Der schwedische Nutzfahrzeughersteller Volvo stellte die Produktion in seiner Fabrik im russischen Kaluga und den Verkauf in Russland vorübergehend ein. „Diese Entscheidung tritt sofort in Kraft und gilt bis auf Weiteres", sagte ein Unternehmenssprecher. In der Fabrik südlich von Moskau arbeiten 700 Mitarbeiter. Mit Verkauf, Wartung und Reparatur seien in Russland weitere 600 Mitarbeiter beschäftigt.
🚚 Daimler Truck stoppt Kooperation
Der weltgrößte Lkw-Hersteller Daimler Truck gab bekannt, dass er die Kooperation mit dem russischen Lkw-Hersteller Kamaz einfriere. Die geschäftliche Aktivität in Russland werde angesichts der Ereignisse der vergangenen Tage mit sofortiger Wirkung und bis auf Weiteres eingestellt, teilte Daimler Truck. Das Joint Venture von Daimler Truck und Kamaz mit der Namen Kamaz Rus baue Kabinen für Kamaz und nicht-militärische Mercedes-Lkw. „Wir haben mit militärischen Fahrzeugen von Kamaz nie etwas zu tun gehabt", so der Sprecher.
Kamaz Rus gehört zu gleichen Teilen dem russischen und dem deutschen Unternehmen und beschäftigt rund 1000 Menschen in Moskau und Chelny (Tartastan). Von deutscher Seite sei die Produktion dort heruntergefahren worden, hieß es.
🚙 Mercedes-Benz stoppt Exporte nach Russland
Vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine zieht ein weiterer deutscher Autobauer die Reißleine. Mercedes-Benz stellt seine Exporte nach Russland sowie die Fertigung dort zunächst ein. Das teilte das Unternehmen am Mittwochabend in Stuttgart mit. "Mercedes-Benz wird bis auf Weiteres den Export von Pkw und Vans nach Russland sowie die lokale Fertigung in Russland einstellen", heißt es einer kurzen Mitteilung. Weitere Details wurden nicht genannt.
🚚 Spediteur DB Schenker legt Russland-Geschäft auf Eis
Die Deutsche Bahn-Logistiktochter DB Schenker stellt ihre Sendungen nach Russland vorerst ein. Dies gelte ab sofort für Land-, Luft- und Seefracht, sagte ein Firmensprecher am Mittwochabend in Essen. Die Konkurrenten DHL sowie Kühne + Nagel hatten diesen Schritt ebenfalls vollzogen.
🛒 Immer mehr Supermärkte sortieren russische Produkte aus
➤ Der Handelsriese Rewe kündigte an, er werde für „Rewe und Penny in Deutschland Lebensmittel, die in Russland produziert werden, auf zentraler Ebene auslisten".
Diese Artikel würden nicht mehr bestellt. Noch in den Lagern und Märkten vorhandene Bestände würden aber nicht vernichtet, sondern befänden sich derzeit noch im Verkauf oder würden im Laufe der Zeit den Tafel-Organisationen oder ähnlichen Initiativen zur Verfügung gestellt.
➤ Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka ist dabei, sein Warenangebot zu überprüfen. „Wir unterstützen alle Sanktionen, die von der EU und der Bundesregierung auf den Weg gebracht wurden und werden. Deshalb ermitteln wir bereits, ob und in welchem Umfang wir Produkte aus Russland beziehungsweise von Unternehmen, die in Händen russischer Oligarchen sind, in unserem Sortiment führen", teilte der Handelsriese mit.
Die Edeka-Zentrale, die für den nationalen Einkauf verantwortlich ist, führe bereits seit längerer Zeit keine aktiven Geschäftsbeziehungen zu Herstellern mit Sitz in Russland. Doch könne aktuell nicht ausgeschlossen werden, dass von selbstständigen Edeka-Kaufleuten einzelne Artikel auf regionaler oder lokaler Ebene angeboten würden. Die Kaufleute gestalten das Sortiment ihrer Märkte eigenständig.
➤ Der Discounter Aldi Süd berichtete, er habe bislang nur einen Artikel aus Russland im Angebot gehabt: Wodka in der 0,7-Liter-Flasche. „Wir haben entschieden, den Artikel auf unbestimmte Zeit auszulisten." Das Unternehmen wolle damit in der aktuellen Situation ein Zeichen setzen. Auch das Schwesterunternehmen Aldi Nord verbannte Schnaps aus Russland aus den Regalen. „Unsere Gedanken sind bei allen Menschen, die unter Krieg und Gewalt leiden", betonte Aldi Nord.
➤ Zuvor hatte bereits die vor allem in Norden und Osten Deutschlands vertretene Discountkette Netto einen Boykott russischer Waren angekündigt. Die in Stavenhagen ansässige Tochtergesellschaft der dänischen Salling Group (Brabrand) folgte damit dem Mutterkonzern. Aus Protest gegen den Krieg in der Ukraine würden alle Produkte aus den Regalen genommen, die in Russland hergestellt wurden. Dies betreffe etwa 15 Artikel, darunter Süßwaren, Fertiggerichte und Spirituosen wie Wodka, hieß es. (APA, dpa, TT.com)