Österreich

Rekordinflation in Österreich „wird eher weiter steigen als sinken“

(Symbolbild)
© JoeCologne

Die Energiepreise treiben die Teuerung auf neue Höchststände. Im Februar lag sie in Österreich bei 5,9 Prozent – und kein Ende ist in Sicht.

Von Anna Haselwanter

Wien – Die Verbraucherpreise steigen ungebremst, haben in Österreich laut Schnellschätzung der Statistik Austria im Februar den höchsten Wert seit 1984 erreicht. Bei 5,9 Prozent lag die Teuerung demnach im Vormonat – und somit sehr nahe am 6-Prozent-Wert, den das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) jüngst noch als Höchststand prognostiziert hatte. Allerdings: Das war vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Und dieser wirkt sich bekanntlich auf die Energiemärkte aus; Russland ist ein wichtiges Land für Rohstoffe, der Preis für Erdgas hat angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine und der Wirtschaftssanktionen gegen Moskau ein neues Rekordhoch erreicht (siehe links).

Zwei Drittel der Inflation machen die Energiepreise aus, sagt Jürgen Huber, Finanzexperte der Uni Innsbruck. Die 6-Prozent-Marke dürfte also Geschichte sein. Schon im März – wenn sich die aktuell hohen Energiepreise in der Inflationsrate niederschlagen – dürfte sie überschritten werden. Und: Die Energiepreise haben aktuell „eher das deutliche Potenzial zu steigen, anstatt zu sinken“, sagt Huber. Der Ökonom hält „7 bis 7,2 Prozent“ für neue realistische Werte, wenngleich Prognosen freilich schwierig sind. „Dreht etwa Russland das Gas ab, steigt der Preis erneut und das Öl zieht mit“, sagt Huber. Und da die „Energie überall mit hineinfließt“, werde man den anhaltenden Anstieg der Teuerung auch „– zeitverzögert je nach Produkt – auf jeder Ebene spüren“. An den Zapfsäulen sofort, bei den Lebensmitteln später.

Verbraucherpreisindex Februar 2021 bis Februar 2022 (Schnellsch‰tzung); Die Auslieferung der APA-Grafiken als Embed-Code ist ausschliefllich Kunden mit einer g¸ltigen Vereinbarung f¸r Grafik-Pauschalierung vorbehalten. Dabei inkludiert sind automatisierte Schrift- und Farbanpassungen an die jeweilige CI. F¸r weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unser Grafik-Team unter grafik@apa.at. GRAFIK 0318-22, 88 x 64 mm

All das macht sich natürlich auch in der Eurozone bemerkbar, wo die Verbraucherpreise im Februar im Jahresvergleich um 5,8 Prozent nach oben kletterten, wie das Statistikamt Eurostat gestern mitteilte. Dies ist der höchste Wert seit Einführung des Euro im Jahr 1999, die Teuerung hat ihre Rekordjagd also fortgesetzt. Das mittelfristige Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent wird mit dem Preisschub also noch stärker als bisher überschritten. Die EZB sieht die Inflation zwar auch durch Sonderfaktoren getrieben, zeigte sich zuletzt von der anhaltend hohe Inflationsdynamik aber überrascht. An den Märkten wird eine Leitzinserhöhung heuer nicht mehr ausgeschlossen – ist jetzt also die Zeit dafür?

„Unter normalen Bedingungen“, sagt Huber, „würde ich bei fast 6 Prozent Inflationsrate Ja sagen. Aber der Krieg drückt die Konjunktur, jetzt die Zinsen zu erhöhen, würde nicht helfen.“ Zudem müsse man bedenken, dass „wir vermutlich in einem Jahr, wenn der Ölpreis wieder bei 60 US-Dollar liegt, über eine negative Inflation sprechen. Einzig: Auch eine Lohn-Preis-Spirale ist nicht ausgeschlossen.

Aktuell werden die steigenden Kosten jedenfalls für immer mehr Haushalte zum Problem. Um gerade für jene mit niedrigem Einkommen den Druck rauszunehmen, wären befristete Maßnahmen der Regierung sinnvoll, sagt Huber. Etwa eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Energiepreise.