Eva-Maria wünscht sich ein Kind: Ein Porträt auf Augenhöhe
Der Tiroler Regisseur Lukas Ladner porträtiert in seinem Dokumentarfilm „Eva-Maria“ eine junge Frau mit Kinderwunsch.
Von Marian Wilhelm
Innsbruck – Eva-Maria ist eine berufstätige junge Frau in Innsbruck mit Kinderwunsch. Lukas Ladner ist Filmemacher und porträtiert sie auf ihrem Weg. So weit, so einfach. Doch er ist zugleich auch einer ihrer persönlichen Assistenten. Denn die Mutter in spe ist auf Grund von spastischer Zerebralparese Rollstuhlfahrerin. Das ist jedoch nicht der Hauptfokus des Films und hindert Eva-Maria keineswegs daran, ihren Plan einer Schwangerschaft umzusetzen. Die medizinische Prozedur vom Aussuchen des Samenspenders bis ins Krankenhaus spielt dabei eher eine Nebenrolle, ebenso wie die Bürokratie einer solchen Mutterschaft. Stattdessen ist der Film ein sehr persönliches, aber nicht voyeuristisches Porträt. Ladner begleitet Eva-Maria, vor und hinter der Kamera, ohne sich dabei selbst in den Vordergrund zu spielen. Das Vertrauen ist spürbar. Er drehte den Film zu „95 % als One-Man-Band“, wie er selbst erklärt, in Doppelfunktion neben seiner Assistenz-Arbeit. Das ermöglicht persönliche Gespräche und eine sensible Begleitung über mehrere Jahre, von 2017 bis ins Jahr 2020, mit den ersten pandemischen Masken im Epilog des Films.
🎬 Trailer | „Eva-Maria“
Der Filmemacher begleitet Eva-Maria und konfrontiert sie auch mit Fragen und Situationen abseits eines weit verbreiteten, distanzierten Dokumentar-Purismus, der nur stumm draufhält. Nicht nur, aber besonders in diesem Kontext machen Interaktionen und Gespräche Sinn. Begegnungen mit Arzt und Physiotherapeut, aber besonders auch mit Rollstuhl-Kolleginnen und ihrer Familie eröffnen unterschiedlichste Ebenen, ihr näherzukommen.
Und die Protagonistin weiß nicht nur, was sie will, sondern spricht einige ihrer Wahrheiten auch offen aus. So etwa ihre Motivation für ein Kind, die auch auf dem Filmplakat zu lesen ist. „Dann weiß man, es gibt jemanden, dem man wichtig ist, dass ma gemocht wird. Warum kriegt ma sonst ein Kind eigentlich? Um gscheide Werte zu vermitteln.“ Ob das tatsächlich egoistisch ist, wie Eva-Maria selbst sagt, sei dahingestellt. Reiner Gesprächsfilm ist „Eva-Maria“ dabei aber keiner. Er lässt genug Luft und Zeit für Szenen, beim Schwimmen oder in der Natur, wie zu Beginn und am Ende auf der Nordkette. In einigen entscheidenden Momenten kommt auch kurz Musik zum Einsatz. Und so lernt das Kinopublikum die Titelheldin wunderbar auf Augenhöhe kennen.
Die 94-minütige Doku ist Ladners Langfilmdebüt. Sie feierte vergangenes Jahr beim Dok-Fest München Premiere und gewann bei der Diagonale den Jugendjurypreis.
Doku
Eva-Maria. Ab Freitag in den Kinos. Am 15. März sind Protagonistin, Regisseur und Produzent zu einem Gespräch im Innsbrucker Leokino zu Gast.