Ruf nach neuem Modell für Tierarzt-Notdienst für Tirol
Innsbruck – Hündin Coco starb, weil ihre Besitzerin spät in der Nacht keinen Veterinär erreichen konnte. Die 14 Jahre alte Chihuahua-Dame erstickte, wie berichtet, qualvoll. Den tierärztlichen Notdienst zu erhalten, werde immer schwieriger, berichten Berufsgruppenvertreter. Sie fordern neue Modelle, regen eine finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand an. In den kommenden Tagen soll es dazu auch ein Treffen zwischen Tierärztekammer und Zuständigen beim Land Tirol geben.
„Wir haben keine andere Möglichkeit, als die Tierärzte zur Teilnahme am Notdienst zu motivieren und an ihren Idealismus zu appellieren“, sagt Peter Theurl, der bei der Tiroler Tierärztekammer für den Notdienst zuständig ist. Diese Zusatzarbeit basiert vollständig auf Freiwilligkeit. „Diese Tierärzte opfern Feiertage, Wochenenden und Nächte, um akut erkrankten oder verunfallten Tieren auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten zu helfen.“ Da nur 30 Prozent der Veterinäre dies auch tun, käme es zu Engpässen. Wer sich einteilen lasse, müsse verhältnismäßig häufig antreten und sei mit einem hohen Patientenaufkommen konfrontiert, berichtet Theurl. „Fehlende Unterstützung durch Kollegen, hohe Erwartungen der Tierbesitzer und mangelnde Wertschätzung durch die öffentliche Hand führen zu Überarbeitung, Erschöpfung und Frustration.“ Gebe es Probleme, wie im Fall Coco, stünden die Tierärzte zusätzlich in der Kritik und würden in Sozialen Netzwerken an den Pranger gestellt. „Es wird deshalb immer schwieriger zu motivieren, am Bereitschaftsdienst teilzunehmen, und die Belastung verteilt sich auf die Schulter von immer weniger teilnehmenden Tierärzten.“ Verschärft werde die Situation laut Theurl durch eine drohende Pensionierungswelle sowie einer wachsenden Bedeutung der „Work-Life-Balance-Einstellung“.
Für den Vertreter der Tierärztekammer steht fest, dass „das Zusammenspiel all dieser Faktoren in den nächsten Jahren immer häufiger dazu führen wird, dass Besitzer bei einem Notfall keinen Tierarzt erreichen werden oder sehr weit fahren müssen, um Hilfe zu bekommen.“ Wenn es weiterhin eine flächendeckende tierärztliche Notversorgung in Tirol geben soll, müssten neue Wege beschritten werden. „Auch der finanziellen Unterstützung durch die öffentliche Hand oder die Kommunen.“ (bfk)