Krieg in Ukraine

„Wir wollen bleiben“: Concordia versorgt Flüchtlinge in Moldau

Etwas zu essen, Decken, eine Bleibe für die erste Zeit: An der Grenze zwischen der ehemaligen Sowjetrepublik Moldau und der Ukraine versorgen Concordia-Mitarbeiter Flüchtlinge.
© Concordia

Tausende ukrainische Flüchtlinge treffen derzeit täglich in der Republik Moldau ein. Die österreichische Organisation Concordia hilft vor Ort.

Von Benedikt Mair

Innsbruck – Sie frieren, haben Angst und Hunger. Sie wissen nicht, wie es weitergeht, sind verzweifelt. Meistens sind es Mütter, die mit ihren Kindern von der Ukraine kommend die Grenze zur Republik Moldau überqueren. Besonders viele kommen in Palanca an. Die Gemeinde mit ihren rund 1700 Einwohnern liegt nur knapp 30 Kilometer von der ukrainischen Großstadt Odessa entfernt und ist das östlichste Dorf des umgangssprachlich Moldawien genannten Landes. Dorthin hat die österreichische Hilfsorganisation Concordia ihre Mitarbeiter entsandt. Sie helfen die täglich Tausenden Flüchtlinge zu versorgen.

„Nach dem ersten Schock haben wir relativ schnell reagiert“, sagt der Jesuitenpater Markus Inama, der im Vorstand von Concordia sitzt. „Unsere Leute nehmen die Menschen in Empfang, statten sie mit Decken, Wasser, Lebensmitteln aus.“ Anfangs seien die Flüchtlinge rasch weitergezogen, in Richtung anderer europäischer Staaten. „Inzwischen ist es eher so, dass sie dableiben wollen. Unsere Zentren an der Grenze haben wir geleert, um sie aufnehmen zu können“, berichtet Inama. Concordia, die größte ausländische Hilfsorganisation im bitterarmen Moldau, betreut dort inzwischen rund 200 Ukrainerinnen und Ukrainer.

„Was wenn wir die nächsten sind?"

Wie lange noch, ist ungewiss. Allein schon deshalb, weil in der Republik mit Transnistrien ein international nicht anerkanntes, von Russland aber gestütztes Land liegt. „Viele unserer Mitarbeiter fragen sich: Was, wenn wir die Nächsten sind?“, erzählt Inama. Solange es nur irgend möglich ist, möchte die Organisation ihrer Arbeit nachgehen. „Unsere Botschaft lautet: Wir wollen bleiben.“ Egal wie schwer es werde.

Concordia ist ansonsten hauptsächlich in der Unterstützung benachteiligter Kinder und Jugendlicher aktiv. In der Republik Moldau gibt es auch ein Programm für bedürftige ältere Menschen. „Dass wir jetzt auch Nothilfe leisten, stellt uns natürlich vor gewisse Herausforderungen.“ Die Organisation habe ein eigenes Budget dafür aufgestellt und geht davon aus, dass für die bisher durchgeführten Einsätze und folgende Maßnahmen rund 2,9 Millionen Euro benötigt werden. Laut Markus Inama brauche Concordia deshalb „derzeit vor allem Geld. Es sind zwar auch Sachspenden abgegeben worden, wenn wir aber finanzielle Zuwendungen erhalten, können wir die notwendigen Güter direkt vor Ort kaufen.“ Spenden an Concordia Sozialprojekte sind unter der IBAN AT28 3200 0000 1318 7893 mit der Kennzahl „Ukraine Nothilfe“ möglich.

Zahlen, Daten, Fakten und wie geholfen werden kann

Concordia ist eine österreichische Hilfsorganisation, welche hauptsächlich in osteuropäischen Ländern aktiv ist und dort vorrangig Kinder und Jugendliche unterstützt. In der Republik Moldau ist die Sozialstiftung mit ihren dort 210 Mitarbeitern und 50 Standorten die größte ausländische NGO.

Spenden für die Arbeit von Concordia mit ukrainischen Flüchtlingen sind unter der IBAN AT28 3200 0000 1318 7893 mit der Kennzahl „Ukraine Nothilfe“ möglich.

Tausende Flüchtlinge aus der Ukraine treffen derzeit jeden Tag in der benachbarten Republik Moldau ein. Im Verhältnis ist Moldawien jenes Land, in welches bislang die meisten Menschen geflüchtet sind – mehr als 300.000 waren es bisher.

Moldau gilt gemeinhin als das Armenhaus Europas. In der ehemaligen Sowjetrepublik leben derzeit rund 2,6 Millionen Menschen.

Neben der Aufrechterhaltung der Basisversorgung, etwa mit Lebensmitteln oder Schlafplätzen, ist nach Angaben des Concordia-Vorstandes „besonders die psychologische Betreuung wichtig“. Entsprechend geschulte Mitarbeiter befänden sich bereits vor Ort.

Inama selbst ist noch nicht in die Republik Moldau gereist, wird dies aber eventuell in den kommenden Tagen machen. „Mir berichten die Mitarbeiter, dass rund um die Uhr gearbeitet wird. Wenn die Frauen an die Grenze kommen, sind die Kinder anfangs mucksmäuschenstill. Sie versuchen zu funktionieren, zu überleben. Nach ein bis zwei Nächten in Sicherheit kommt bei den meisten der Schock und dann die Angst.“ In dieser Situation sei es oberstes Gebot, den Menschen Halt zu geben. Wie lang der Hilfseinsatz noch dauern wird, mag er nicht abschätzen. „Wir sind auf alles vorbereitet.“

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