Tirol

Die Kartierung des Zwitscherns: Erster Tiroler Brutvogelatlas soll Naturschutz stärken

Dieses Foto eines Steinhuhns dient als Titelbild des Tiroler Brutvogelatlas.
© Elmar Mayr

Das umfassende Werk, in dem 180 heimische Brutvogelarten beschrieben sind, wurde am Dienstag präsentiert. Umweltlandesrätin Felipe (Grüne) sieht den Atlas als wichtige Grundlage für naturschutzrelevante Verfahren.

Von Benedikt Mair

Innsbruck – Wer singt denn da? Wie viele zwitschern denn dort? Und wo im Land machen sie das auch noch? Antworten auf diese Fragen gibt der erste Tiroler Brutvogelatlas. Das gestern präsentierte, 640 Seiten starke und in einem Zeitraum von neun Jahren erarbeitete Buch wird aber nicht nur als Enzyklopädie für begeisterte Ornithologen dienen. Vielmehr soll es zur Grundlage für naturschutzrelevante Verfahren werden.

Von links: Projektleiter Reinhard Lentner, Kurt Kapeller (Vorstand Abteilung Umweltschutz), LH-Stellvertreterin Ingrid Felipe und Gàbor Wichmann (Geschäftsführer BirdLife).
© Die Fotografen

„Bis auf 3000 Meter Seehöhe haben wir kartiert“, sagt Reinhard Lentner, Projektleiter und Chef der Autoren- und Autorinnen-Gruppe. Tirol wurde dafür in verschiedene Raster unterteilt, was eine systematische Erhebung erst möglich machte. „Dort haben wir geschaut, welche Vögel vorkommen und in welcher Häufigkeit sie das tun. Eine solche Bestandsschätzung haben wir bisher nicht gehabt.“ Bis zu 2,9 Millionen Paare, Reviere und Hähne wurden gezählt, insgesamt umfasst der Atlas knapp 180 Arten. „140 davon brüten regelmäßig hier“, erklärt Lentner.

Bei 26 handle es sich um Tiere, die möglicherweise aber noch nicht gesichert im Land brüten, 13 sind im Verlauf der vergangenen 20 Jahre verschwunden beziehungsweise bauen keine Nester mehr. Der Atlas enthalte laut dem leitenden Autor eine „bunte Mischung an Informationen“, die „sehr wertvoll für die Zukunft sein werden“. Etwa dann, wenn es darum gehe, die Folgen des Klimawandels auf die Fauna zu erforschen.

Zahlen, Daten und Fakten

Knapp 180 Arten werden im Tiroler Brutvogelatlas erfasst. 140 davon brüten regelmäßig hier, 26 vermutlich. 13 Vogelarten sind in den vergangenen 20 Jahren verschwunden.

Der Brutvogelbestand wurde in Tirol mit etwa 2,4 bis 2,9 Millionen Brutpaaren, Revieren oder Hähnen ermittelt. Das gilt für den Erhebungszeitraum zwischen den Jahren 2010 und 2018.

640 Seiten stark ist das Buch über die Tiroler Brutvögel. Um es zu erstellen, sammelten knapp 1000 Menschen Daten – nur 25 waren hauptberuflich damit beschäftigt.

Am häufigsten nachgewiesen wurden Buchfinken. Auf Platz zwei der in Tirol am weitesten verbreiteten Arten rangiert die Tannenmeise, gefolgt vom Rotkehlchen.

Erstellt wurde das Buch im Auftrag der Landesverwaltung, die Organisation BirdLife hat durch Mitarbeit ihrer Freiwilligen einen wesentlichen Teil an Daten beigetragen. Die dafür zuständige Landesrätin Ingrid Felipe (Grüne) bezeichnet den Band als künftiges „Standardwerk für die Naturschutzarbeit in Tirol“, das auch bei relevanten Verfahren zurate gezogen werden soll.

Dem pflichtet Kurt Kapeller, Vorstand der Abteilung Umweltschutz, bei. „Vernünftige Verwaltungsentscheidungen setzen gute Daten voraus“, meint er. Zudem könne damit die Strategie zum Erhalt der heimischen Vogelpopulationen besser geplant werden. „In welche Konzepte müssen wir mehr investieren? Wo Schwerpunkte neu setzen?“ Dass etwa derzeit vermehrt Aufwand und Geld in den Schutz der Feld- und Wiesenvögel in Tirol investiert würden, sei eine direkte Folge der Ergebnisse bei den Brutvogel-Kartierungen.