Familienzuwachs bei Stellantis: Ulysse und Scudo kehren zurück
Fiat macht auf Wiederauferstehung: Die vor Jahren eingestellten Baureihen Ulysse und Scudo kehren zurück – mit neuer Plattform und neuen Antrieben, bevorzugt elektrischen.
Von Franz Farkas
Turin – Die neue Fiat-Busgeneration bestehend aus dem E-Ulysse und dem Scudo ist Teil einer weitgehend baugleichen Stellantis-Busfamilie, die von Opel, Citroën, Peugeot und nun auch Fiat vermarktet werden. Stellantis hat sich entschlossen, den Dieselantrieb weitgehend zu verbannen und bei den Pkw-Varianten nur noch auf den konzernweit verwendeten Elektroantrieb zu setzen. Beim ebenfalls neuen Fiat Scudo ist neben dem E-Antrieb ein Diesel erhältlich.
Für Fiat ist der neue Ulysse, der nach der bereits 2010 eingestellten MPV-Version wieder diesen Namen trägt, der nächster Schritt zur Flottenelektrifizierung nach der Einführung des E-500. Der 7/8-Sitzer soll als „fahrendes Wohnzimmer“ neue Maßstäbe in der Personenbeförderung setzen. Bei Fiat sieht man den vorrangigen Einsatz des Ulysse als Shuttle-Fahrzeug für Hotels, im Taxi-Betrieb oder für Zubringerfahrten in Zonen, in die herkömmliche Busse mit Verbrennungsmotoren nicht mehr einfahren dürfen. Der neue Fiat wird wie seine Schwester-Modelle der anderen Stellantis-Marken mit zwei Batteriegrößen angeboten, 50 oder 75 Kilowattstunden. Damit soll eine Reichweite von bis zu 330 Kilometern möglich sein. Die Leistung liegt bei 136 PS und einem Drehmoment von 260 Nm, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 130 km/h begrenzt. Die Batterie kann mit max. 100 Kilowatt in 45 Minuten auf 80 Prozent geladen werden. Optional gibt es ein dreiphasiges 11-kW-Ladekabel oder eine Wallbox von Mopar dazu.
Punkten will der E-Ulysse mit dem italienisch inspirierten Innenraum, einem „Wohnzimmer“ auf vier Rädern. Im 7-Sitzer gehören dazu fünf bequeme, große Sitze mit Armlehnen im Fond für Entspannung oder Business Meetings, ein (optional erhältlicher) aufklappbarer Tisch und verschiedene Ablagemöglichkeiten. Sowohl im 7- als auch im 8-Sitzer können alle Sitze verschoben oder komplett entfernt werden. Zwölf verschiedene Innenraumkonfigurationen sind im 8-Sitzer möglich, 16 im 7-Sitzer. Damit ist auch ausreichend Platz für große Sportgeräte wie Ski, Fahrräder oder Surfboards bis maximal 3,5 m Länge (in der Langversion). Das elegante, knapp einen Quadratmeter große Panoramadach bietet den Gästen vor allem bei Städtetouren zusätzlichen Ausblick. Bei starker Sonneneinstrahlung oder gewünschter Privatsphäre kann das Panoramadach mit einem Vorhang geschlossen werden.
Wohl als Antwort auf die Pandemie wartet der E-Ulysse zudem mit einem innovativen Hygienekonzept auf: Eine tragbare Einheit, die man auch mitnehmen kann, soll die Mehrheit der Bakterien aus der Luft entfernen. Eine Dreizonen-Klimaanlage mit separaten Kontrollpaneels für Fahrer, Beifahrer und Passagiere im Fond komplettiert das Belüftungskonzept.
Trotz seines großzügigen Innenbereichs mit maximal 4900 Litern Kofferraumvolumen in der langen Version fährt sich der E-Ulysse wie ein normaler Pkw. Die Fahrerposition gleicht jener in einem 5-Sitzer, die hohe Sitzposition bietet aber perfekte Übersicht. Mit einer Höhe von maximal 1,9 Metern und einer Länge von 4,95 Metern (5,3 Meter in der langen Version) ist das Auto auch im Nachmittagsverkehr von Turin leicht zu handeln und passt in jede Tiefgarage. Die heute schon üblichen Fahrerassistenzsysteme wie Verkehrschilderkennung, Spurwarnung, Toter-Winkel-Erkennung, Kollisionswarnung, aktive Sicherheitsbremsung, Rückfahrkamera und Grip-Kontrolle gehören zum Sicherheitssystem. Bei normaler Klimatisierung und einer Außentemperatur von etwa 20 Grad Celsius bleiben von den angegebenen 330 Kilometern mit dem großen Akku in der Praxis noch etwa 290 übrig.
Auf technisch fast gleichem Niveau befindet sich auch der neue Scudo, der in drei Längen und drei Versionen (Kastenwagen, Multi-Cab und Personenwagen) sowie in drei Längen von 4,6 bis 5,3 Metern erhältlich ist. Neben dem mit dem des Ulysee baugleichen E-Antrieb ist der Scudo auch mit einem Dieselantrieb in drei Leistungsvarianten von 120 bis knapp 180 PS und sowohl mit Sechsgang-Schaltgetriebe als auch Achtgang-Automatik zu haben. Im Fahrbetrieb ist der Scudo deutlich härter als der Ulysse ausgelegt, wohl auch um der höheren Nutzlast Rechnung zu tragen. Beide Autos sind frontgetrieben, obwohl bei E-Fahrzeugen ein Allradantrieb relativ leicht zu bewerkstelligen wäre.