Jeder zweite depressiv: Mental Health Jugendvolksbegehren gestartet
Nach zwei Jahren Pandemie weist fast jeder zweite Jugendliche depressive Symptome auf und jeder Sechste hat wiederholt Suizidgedanken. Seit Montag liegt das Volksbegehren auf ‒ und kann bis zum 9. Mai unterschrieben werden.
Wien ‒ Mit mehreren anderen Volksbegehren ist am Montag auch die Eintragungswoche für das Mental Health Jugendvolksbegehren gestartet. "Jeder zweite Jugendliche weist depressive Symptome auf und jeder Sechste hat wiederholt Suizidgedanken", betonte Initiatorin Carina Reithmaier, Bundesobfrau der ÖVP-nahen Schülerunion, bei einer Pressekonferenz in Wien. Gefordert werden bessere Früherkennung und Prävention, mehr Schulsupportpersonal und das Thema Mentale Gesundheit im Lehrplan.
Laut Zwischenergebnissen der Neuauflage der Studie zur Psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen der Donau Universität Krems lasse sich der Trend ablesen, dass sich die Situation trotz Aufhebung der Corona-Maßnahmen im Vergleich zum vergangenen Herbst weiter verschlechtert habe, berichtete Reithmaier.
Früherkennung und Prävention im Schullalltag
"In der Schule verbringen die Kinder die meiste Zeit, deshalb wollen wir hier ansetzen", erläuterte Reithmaier die Forderungen des Volksbegehrens. Zur Früherkennung und Prävention brauche es die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen sowie das Angebot von Workshops und Informationsmaterial für Erziehungsberechtigte.
Ein besonderer Schwerpunkt müsse auf den flächendeckenden Einsatz von bestehenden Mobbing- und Suizidpräventionsprogrammen im Schulalltag gelegt werden.
Forderung nach Thematisierung im Unterricht
"Um das Thema psychische Gesundheit zu enttabuisieren, muss es auch im Unterricht aufgerollt und behandelt werden", forderte Reithmaier. Die Thematisierung eines bewussten Umgangs mit Sozialen Medien, aber auch die Vermittlung eines gesunden Lebensstils, würden helfen, die psychische Gesundheit von Schülern präventiv zu unterstützen. "Kinder sollen mehr über sich selbst und den Umgang mit Belastungen lernen", sagte die Initiatorin.
Das Angebot des Schulsupportpersonals sei noch viel zu gering. Es brauche mehr Schulpsychologen, Schulpsychotherapeuten, Schulsozialarbeiter und Vertrauenslehrer. Es herrscht "akuter Bedarf von 1000 Schulpsychologen, sagte auch Julian Christian, Vorsitzender der Bundesjugendvertretung. Er rief "alle Jugendlichen und Verbündeten" zur Unterzeichnung des Volksbegehrens auf. Ein konkretes Unterschriftenziel nannte Reithmaier auf Nachfrage nicht. "Ziel ist es, so viel Unterschriften wie möglich zu sammeln." Jede unterstützende Person sei wichtig.
"Nicht jedes psychisch belastete Kind muss das auch dauerhaft bleiben"
Unterstützung kam u.a. auch vom Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP) und der Ärztekammer (ÖÄK). Es handle sich bei den Kindern und Jugendlichen nicht um eine "verlorene Generation", betonte ÖBPV-Präsidiumsmitglied Barbara Haid. "Nicht jedes psychisch belastete Kind, nicht jeder psychisch belasteter Jugendliche muss das auch dauerhaft bleiben - und zwar dann nicht, wenn etwas dagegen getan wird", sagte sie.
"Schon vor der Pandemie war die Versorgung von Kindern und Jugendlichen von Mängeln geprägt", hielt ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres fest. Es gebe offene Kassenstellen bei Kinder- und Jugendärzten sowie zu wenig Kinder- und Jugendpsychiater. Es sei "notwendig, dass wir in die Ausbildung investieren" und in niederschwelligen Zugang zur Medizin. Die Eintragungswoche läuft bis inklusive kommenden Montag, 9. Mai. (TT.com, APA)