Tirol

Vatikan: Tirols Gläubige wünschen sich Abschied vom „männlichen Machtapparat“

Innsbruck – Seit Ostern liegt der Bericht der Diözese zum synodalen Prozess in Tirol vor. Was sperrig klingt, ist für die Gläubigen eine Chance: Weltweit können Mitglieder der katholischen Kirche erklären, wie sich ihre Kirche weiterentwickeln soll. In der Diözese Innsbruck meldeten sich rund 2000 Personen zu Wort, die Diözese zählt 365.000 KatholikInnen. Tendenziell haben sich somit Personen beteiligt, die sich in der Kirche engagieren, doch auch Nicht-Gläubige durften eine Stellungnahme abgeben. Der Ort, an dem Gemeinschaft in der Kirche am stärksten erlebt wird, ist die Pfarre. Als hinderlich werden vor allem Hierarchien in der Kirche (z. B. „männlicher Machtapparat“, der Laien und insbesondere Frauen ausschließt, Klerikalismus und fehlender Änderungswille) angesehen. Institutionell wird das soziale Engagement gelobt, das sich bei der Caritas, in der Entwicklungsarbeit oder bei der Flüchtlingshilfe zeigt. Als Änderungswünsche werden die Weihe von Frauen, das Ende des Pflichtzölibats sowie die Stärkung von Laien genannt. Geschieden-Wiederverheiratete sollen nicht ausgrenzt werden und die Segnung für alle Paare (unabhängig ihrer sexuellen Orientierung) soll ermöglicht werden. Die TT berichtete. Der Großteil der Befragten wünscht sich eine aktivere Seelsorge in den Pfarren. Neue Gottesdienst- und Liturgieformen sollen auch Jugendliche ansprechen.

Die Diözese weist darauf hin, dass man sich auf einem guten Weg befinde. Es gibt in vielen Pfarren ehren- und hauptamtliche KoordinatorInnen, die an der Leitung der Pfarre beteiligt sind.

Laut Bischof Hermann Glettler braucht eine synodale Kirche sowohl Menschen, die sich einbringen, als auch Strukturen, die Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung fördern. Die Diözese Innsbruck bittet im Schreiben an die Bischofskonferenz, die dann ein Schreiben Österreichs an den Vatikan richtet, um die Klärung der in der Befragung als wesentlich erkannten Themen: Stellung und Rolle der Frau in der Kirche, die Frage ihrer Weihe, Freistellung des Zölibats, Neubewertungen der Sexualmoral, Reformierung und Verteilung kirchlicher Macht, kirchenrechtliche Verankerung der Mitentscheidung von Laien sowie Schaffung neuer weltkirchlicher transparenter Gremien.

Aber auch lückenlose Aufklärung von Missbrauch, wie weiters größere Transparenz bei kirchlichen Entscheidungen und Handeln. (pla)

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