Tirol

Die Europaregion Tirol ist weiter, als man glaubt

Günther Pallaver, Stephan Pesche, Günther Mayr, Alice Engl und Peter Nindler (v. l. n. r.) diskutierten gestern über die Europaregion Tirol.
© Böhm

Beim Journalismusfest wurde die Rolle der Regionen in der EU beleuchtet, speziell die gemeinsame nördlich und südlich des Brenners.

Innsbruck – Die Europaregion Tirol, Südtirol und Trentino muss sich nicht verstecken. Obwohl der ehemalige Chefredakteur von Rai Südtirol provokant die „imaginären Euregios“ in die Diskussion über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der drei Länder beim Journalismusfest in Innsbruck warf, kam doch deutlich mehr zum Vorschein als eine Allerwelts-Vision für die Region südlich und nördlich des Brenners.

Dazu haben vor allem die Kenner der Europaregion Tirol wie die beiden Politikwissenschafter Alice Engl vom Eurac-Research in Bozen und Günther Pallaver (Uni Innsbruck) sowie die Journalisten Stephan Pesche, Chefredakteur beim Belgischen Rundfunk, dem Sender der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, bzw. Peter Nindler von der TT beigetragen. Sie beobachten seit Jahren die Entwicklung der Euregios in ihren Ländern mit einem kritisch-informativen Blick. Im Vergleich zu den 81 anderen „Europäischen Verbünden für territoriale Zusammenarbeit“ würde die Europaregion in der öffentlichen und medialen Wahrnehmung deutlich hervorstechen, meinte Engl. Massiven Handlungsbedarf ortet sie allerdings in der Europäischen Union und in den Nationalstaaten, um den Euregios mehr Gewicht in zentralen überregionalen Fragen einzuräumen. Hier sei der Spielraum noch zu gering.

Dass es in Fragen wie Transit selbst in der Europaregion schwierig sei, eine gemeinsame Linie zu finden, und es doch einige politische Konfliktfelder gebe, findet Günther Pallaver nicht weiter tragisch. „Das alles benötigt Zeit. Die Zivilgesellschaft ist hier schon einen Schritt weiter.“ Dass es während der Migrationskrise 2015/2016 von der Euregio ein klares Bekenntnis zur „offenen Brennergrenze“ gegeben habe, unterstreicht für Pallaver jedoch den politischen Wert der Europaregion.

Nach innen ermutigte Pesche den Schritt hin zur aktiven Bürgerbeteiligung in der Europaregion mit Bürgerräten. „Von der aktiven Mitsprache profitiert nicht nur die Region, sondern auch die gesamte Politik.“ (TT)

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