Der Farben vielgestaltiger Klang: „Friede auf Erden“ in Wien
Wien – Im Zentrum der diesjährigen Festwochen, die bis 18. Juni Wien zu einem Ort der Auseinandersetzung mit musik-theatralischen wie performativen Kommentaren der Gegenwart machen, steht die menschliche Stimme. So auch bei der Uraufführung der Festwochen-Auftragsproduktion „Friede auf Erden“, die am Sonntag im Jugendstiltheater am Steinhof Premiere feierte.
Die 1974 in Karlsruhe geborene Künstlerin Ulla von Brandenburg nähert sich, im Wortsinn farblich wie stofflich, sieben Liedwerken von Arnold Schönberg, die sie mit der Idee eines synästhetischen Gesamterlebnisses bebildert. Lange Vorhangbahnen in grellen Farbtönen werden von vier DarstellerInnen bewegt, gefaltet, ent- und zusammengerollt oder mittels Licht für Schattenspiel verwendet.
An deren Seite agiert, neben vier SolistInnen, ein fantastischer Arnold Schoenberg Chor, der sich unter der Leitung von Erwin Ortner unerschrocken der Herausforderung gestellt hat, in dieser laut Ortner ersten Inszenierung von Schönbergs Musik gleichsam handelnde Figuren zu sein. Gehüllt in etwas seltsame, wie wahllos einem Fundus entnommen wirkende Kostüme erkunden die Sängerinnen und Sänger die Räume des Theatergebäudes, sind zuerst aus der Ferne zu hören, bevor sie in verschiedenen Formationen den Bühnenraum übernehmen und vor allem mit Schönbergs Psalm 130, gesungen in hebräischer Sprache, oder dem finalen, titelgebenden „Friede auf Erden“ tief berühren.
Ist man dem Abend gegenüber allerdings weniger wohlmeinend, so lässt sich nicht leugnen, dass Brandenburgs szenisch-künstlerische Umsetzung einen etwas beflissen-anthroposophischen Charakter aufweist. (lietz)