Bezirk Imst

TschirgArt Jazzfestival: Speedgitarre und eine Reise ins Glück

Mit einem Konzert des Projekts Alpen & Glühen um Thomas Gansch und Herbert Pixner ging am Sonntag das TschirgArt Jazzfestival zu Ende.
© Böhm

Imst – Wenn sich Musiker unterschiedlicher Stilrichtungen zu einem Projekt zusammenfinden, so ist das musikalische Ergebnis meist etwas, das mit dem weitläufigen Begriff Weltmusik gefasst wird. Wenn das Ganze nicht so richtig harmoniert, klingt es nach „Allerweltsmusik“. Im Idealfall, so wie beim Abschlusskonzert des TschirgArt Jazzfestivals am Sonntagabend, wird es zur Musik von Welt. Mit dem Projekt Alpen & Glühen von Thomas Gansch und Herbert Pixner hat man direkt ins Herz der Zuschauer im ausverkauften Imster Glenthof getroffen. Dass man für das im Corona-Lockdown erarbeitete Programm Manu Delago (Percussion), das radio.string.quartet, in der Besetzung Bernie Mallinger, Igmar Jenner (Violine), Cynthia Liao (Viola) und Sophie Abraham (Cello), sowie Lukas Kranzelbinder (Bass) gewinnen konnte, war so etwas wie ein Glücksfall.

Die Wahl des Special Guest im Vorprogramm fiel auf den brasilianischen Ausnahme-Gitarristen Yamandu Costa, der auf seiner 7-saitigen Gitarre vorführte, wie sich Bossa Nova, Samba, Jazz etc. mit Überschallgeschwindigkeit realisieren lassen. In zehn Minuten hörte man so viele Töne wie bei einem Durchschnittskonzertgitarristen in einer Stunde – verdächtig für das Guinness-Buch der Rekorde. Freilich, nach zwei drei Stücken des Staunens mit offenem Mund erschöpft sich das Ganze und in Erinnerung bleiben nur wenige mit einnehmenden Melodien ausgestattete Momente, in denen Costa den Tönen etwas Zeit zum Klingen gab. Aus dieser Rasanz entlassen, ging es sozusagen in den Reisebus Alpen & Glühen mit dem Programm „10 Traumziele, die Sie noch vor dem Tod besuchen sollten“. Was Gansch und Delago aus der Musik eines Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, John Lennon oder Werner Pirchner machen, ist einfach nur atemberaubend schön. Aus Arrangements dieser Qualität hört man in jedem Moment, in jeder Nuance das große internationale Format ihrer Schöpfer. Manu Delagos Non electric Song Nr. 1, eine Klasse für sich, vereint klassische Kompositionstechniken und zeitgenössische Ansätze. Thomas Gansch, was für ein Trompeter, zu allen virtuosen Kunststücken fähig – seine Liebeserklärung „Lou“: Balsam für die Seele.

Was sich aus Herbert Pixners „Süd-Ost“ so machen lässt: Wenn ein Streichquartett so richtig loslegt und Gansch übermütig musikalisch zu zitieren beginnt – dann bebt der Saal. Noch mehr sollte selbiger beim Boarischen mit dem Titel Eam Seiner beben, ehe man mit Notturno, ausgestattet mit dem untrüglichen melodischen Sinn eines Herbert Pixner, das überglückliche Publikum entließ. (hau)

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