Klimawandel

Städte sollten wegen Klimawandels Grünflächen aufstocken

Bäume und Grünflächen – wie hier in Wien – kühlen Siedlungsräume und verringern dort Spitzentemperaturen.
© ROLAND SCHLAGER

Um die Folgen des Klimawandels abzufedern, sind Bäume und Grünflächen in Städten wichtig. Daran erinnern Experten im Rahmen eines Berichtes. Wegen des "urbanen Hitzeinseleffekts" werden auch in Innsbruck teils fünf bis sieben Grad mehr gemessen als im Umland.

Wien – In Wien leben schon 8,5 Millionen Bäume und in Graz 2,3 Millionen, aufgrund des Klimawandels sollten es aber durchaus mehr werden, erklären österreichische Forscherinnen in der aktuell erschienenen Studie: "Die grüne Stadt aus forstlicher Sicht". Bäume und Grünflächen kühlen nämlich Siedlungsräume und verringern dort Spitzentemperaturen. Sie bräuchten aber ob der globalen Erwärmung mehr Aufmerksamkeit, weil Bäume und andere Pflanzen wie auch Menschen unter extremer Hitze leiden.

"Städte sind im Allgemeinen wärmer als ihre Umgebung", so die Expertinnen des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien in dem Bericht. Gründe dafür sind: Die hohe Aufnahme von Sonneneinstrahlung durch versiegelte Flächen, Wärmespeicherung durch bebaute Strukturen, fehlende Vegetation, reduzierte Luftzirkulation und die Freisetzung von Wärme durch menschliche Aktivitäten. Wegen dieses "urbanen Hitzeinseleffekts" wurden etwa im sehr heißen Sommer 2019 in Wien, Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck teils fünf bis sieben Grad Celsius höhere Temperaturen als im Umland registriert.

Wir empfehlen deshalb, für mehr Grünflächen zu sorgen und in der Bevölkerung ein Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit Stadtgrün zu schaffen.
Cecilie Foldal (BWF)

Durch Beschattung können Oberflächentemperaturen unter Bäumen bis zu 25 Grad Celsius reduziert werden, Lufttemperaturen um fünf Grad Celsius, schreiben sie in den Bericht. "Wir empfehlen deshalb, für mehr Grünflächen zu sorgen und in der Bevölkerung ein Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit Stadtgrün zu schaffen", so Cecilie Foldal vom BFW in einer Presseaussendung.

Bäume in Städten sterben jünger

Bäume werden aber durch das Stadtleben in der Regel deutlich mehr gestresst, als an ihren natürlichen Standorten. Unter anderem setzen ihnen "eingeschränkter Wurzelraum, Bodenverdichtung, Umweltbelastungen durch Verkehr, Streusalz, Hundeurin, Schwermetalle im Boden und Parkschäden" zu, berichten die Expertinnen: "Deshalb erreichen Straßenbäume häufig nur einen Bruchteil des Alters, das Bäume in Parks und im Umland erreichen." Durch den sich vollziehenden Klimawandel würden ihre Standortbedingungen weiter verschärft.

"Die Bäume leiden besonders darunter, dass es wärmer wird, die Trockenperioden länger sind und die Hitzetage zunehmen", erklären sie. Deshalb sollte man etwa mehr Vielfalt pflanzen. In Wien stünden zum Beispiel 93.000 Straßenbäume, davon entfallen 70 Prozent auf nur sechs Arten: Ahorn, Linde, Rosskastanie, Esche, Platane und Zürgelbaum. Letzterer wäre aber unter den "Hoffnungsträgern", da der Zürgelbaum außer klimafit und stadttauglich auch ästhetisch attraktiv ist und keine Allergien auslöst. Die Rosskastanie wiederum würde dem Klimawandel nicht standhalten können und sei deshalb "jetzt schon obsolet".

Städtische Forstwirtschaft soll Fuß fassen

Damit man die Stadtbäume optimal aussuchen, heranzüchten und versorgen kann, sollte man die "städtische Forstwirtschaft" (Urban Forestry) in Österreich als Forschungsgebiet etablieren und forcieren, meinen die Studienautorinnen: "Bei der Recherche zu dieser Studie zeigte sich auch, dass es in Österreich viele regionale Aktivitäten gibt, aber eine gemeinsame Strategie in punkto Stadtgrün fehlt hierzulande noch", heißt es. (APA)

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