„Top Gun: Maverick“ im Kino: Adrenalin und Kerosin liegen wieder in der Luft
Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Erfolg von "Top Gun" setzen Produzent Jerry Bruckheimer und Hauptdarsteller Tom Cruise die Geschichte des halsbrecherischen Piloten Maverick fort. "Top Gun: Maverick" ist ein bildgewaltiger Actionfilm mit viel Nostalgie und startete am Donnerstag in den heimischen Kinos.
Von Marian Wilhelm
Innsbruck – 36 Jahre sind eine lange Zeit für ein Sequel im von Fortsetzungen besessenen Hollywood. Als „Top Gun“ 1986 am Ende des Kalten Krieges in die Kinos kam, war Action-Star Tom Cruise gerade einmal 23 Jahre alt. Der verstorbene Regisseur Tony Scott präsentierte damals eine glänzende Welt männlicher Ego-Piloten mit ihren Flieger-Spitznamen und teuren Spielzeugen zwischen Teamgeist, Homoerotik und Showmanship.
36 Dienstjahre in der US Navy hat auch Cruise’ Heldenfigur, Pilot Pete „Maverick“ Mitchell, auf dem Buckel. Doch er fliegt auch in „Top Gun: Maverick“ noch immer ordentlich draufgängerisch.
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Nun, da die Fortsetzung unter der Regie von Joseph Kosinski nach vielen Verzögerungen zufällig doch wieder mitten in einem realen Kriegskontext ins Kino kommt, ist das Auge weniger auf Veränderungen, denn auf Kontinuitäten gerichtet. Sogar der technikverliebte US-Militarismus, den auch das Sequel wieder verbreitet, erweckt im Mai 2022 kurz den Anschein, weniger abstoßend zu sein.
Titelheld Maverick ist aber sowieso kein Liebhaber der Befehlskette, auch wenn sein ehemaliger Konkurrent Iceman (Val Kilmer mit einem Kurzauftritt) ihm nun als Admiral eine unmögliche Mission überträgt. Er soll an der Kampfpilotenschule eine Truppe junger Soldaten und Soldatinnen für einen speziellen Auftrag ausbilden: die Zerstörung einer feindlichen Uran-Anreicherungsanlage in einem Bergkrater.
Doch beim Training kämpfen die Youngsters mit den extremen Anforderungen. Der alte Maverick ist ihnen immer noch überlegen.
TOP GUN: MAVERICK
- USA 2022
- 131 min
- Regie: Joseph Kosinski
- Mit: Tom Cruise, Jennifer Connelly, Val Kilmer, Miles Teller, Ed Harris
Wieder dreht sich die Geschichte um Trainings-Konkurrenz mit einem realen Einsatz als echtem Test im ausgedehnten Finale. Die Balance von beeindruckender Luft-Action und den Emotionen am Boden gelingt.
Die Figur des Pilotenschülers Bradley „Rooster“ Bradshaw (Miles Teller) hat als Sohn des einst beim Training mit Maverick getöteten Goose einen glaubwürdig-geerdeten Ersatzvater-Sohn-Konflikt. Frauen spielen dagegen, anders als im Original mit seiner Ausbildnerin, keine entscheidende Rolle. Lediglich die Pilotin Phoenix (Monica Barbaro) und die Barbesitzerin Penny (Jennifer Connelly) als altersgerechtes Gspusi des 59-jährigen Cruise sind am Rande mit dabei.
Die Nostalgie verliert sich nicht in Selbst-Referenzialität, auch wenn etwa mit einer Gesangseinlage von „Great Balls of Fire“ und einer Beachvolleyball-Szene Zitate bedient werden. Den Großteil der immerhin 131 Filmminuten dominiert aber das immer noch gewinnende Lächeln von Tom Cruise, das beweist, dass der skandal-trächtige Ober-Scientologe auf der Leinwand immer noch Hollywoods Action-Star Nummer eins ist.
Die Star-Flieger haben ihr emotionales Gewicht auch am Boden im Griff, während die Luftkampfszenen visuell und dramaturgisch die erwartbare Hochspannung liefern. Luftig erfüllte Erwartungen an eine Fortsetzung nach 36 Jahren.