Wien

Missbrauchsverdacht an Kindergarten: Neue Leitung, höhere Schutzstandards

„Es ist klar, dass wir unmittelbar handeln müssen“, sagt Stadtrat Wiederkehr. Auch ein Kinderschutzkonzept werde es geben.
© APA/Hochmuth

Der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr kündigt bessere Standards für den Schutz der Kleinen in städtischen Einrichtungen an.

Wien – In einem städtischen Kindergarten in Wien-Penzing soll vor 13 Monaten ein Pädagoge ein Kind mutmaßlich missbraucht haben. Die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet, der Mann versetzt, die Eltern der anderen Kinder wurden nicht informiert; dies geschah erst kürzlich. Es folgten weitere mögliche Fälle.

Im Auftrag der Stadt ist nun eine Kommission mit der Causa befasst. In der sind Vertreter der Kinder- und Jugendanwaltschaft, des Kinderschutzzentrums „Möwe“, der Kinder- und Jugendhilfe. „Unser Ziel ist, den Prozess anzuschauen – vom Verdacht des sexuellen Missbrauchs bis jetzt. Und nach Fehlern zu suchen, um die in Zukunft zu vermeiden“, sagt der Kinder- und Jugendanwalt der Stadt, Ercan Nik Nafs.

Der zuständige Stadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) hat gestern Konsequenzen angekündigt: „Es wird eine neue Leitung am Standort geben. Die alte ist nicht mehr im Dienst.“ Auch „eine neue Regionalleitung“ sei fixiert. Die Kinder und Eltern würden psychologisch unterstützt. Ein „Kinderschutzkonzept“ für die städtischen Kindergärten werde bis Jahresende ausgearbeitet, die Standards würden erhöht.

Es sei klar, „dass wir unmittelbar handeln müssen“, sagte Wiederkehr. Das Vertrauen der Eltern sei „zerrüttet“. Das habe auch ein Elternabend am Donnerstagabend gezeigt. „Auch deshalb, weil die Kommunikation des Standorts mit ihnen nicht zufriedenstellend gelaufen ist.“ Es sei auch seine Aufgabe, Vertrauen wieder herzustellen.

Der Fall sei „sehr komplex“, sagte der Vizebürgermeister. Ob weitere Konsequenzen zu ziehen sind, würden die Ergebnisse des Berichts der Kommission, den es Anfang Juli geben soll, zeigen. Dass der beschuldigte Pädagoge in den Innendienst versetzt und nicht suspendiert worden ist, habe arbeitsrechtliche Gründe, fügte Wiederkehr an. Das Verfahren laufe ja noch.

Wie viele Kinder sind betroffen? Das konnte Wiederkehr nicht sagen. Das sei bei der Staatsanwaltschaft zu erfragen. Dort heißt es, dass es vier Verdachtsfälle gebe.

Es geht um den Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen bzw. des sexuellen Missbrauchs von Unmündigen. In dem Fall, der ein Jahr zurückliegt, ist ein Gutachten beauftragt worden. Das Ergebnis liegt schon vor. Zum Inhalt äußert sich die Staatsanwaltschaft nicht. In den drei Fällen, die dieser Tage bekannt geworden sind, müssen Expertisen eingeholt werden. „Es ist bereits der Sachverständige bestellt worden.“

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Auslöser war ein Fall im März des Vorjahres. Eine Familie habe das Gespräch mit der Kindergartenleitung gesucht, da die Tochter von intimen Berührungen des Pädagogen erzählt habe. Die Leiterin der zuständigen MA 10 weist Vertuschungsvorwürfe zurück. (kale)

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