Viruserkrankung

Affenpocken: Wieder neue Fälle, WHO erarbeitet Leitlinien zur Bekämpfung

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Die vor allem in Zentral- und Westafrika verbreiteten Affenpocken wurden seit Anfang Mai in mehreren europäischen und nordamerikanischen Ländern nachgewiesen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) infizierten sich bisher vor allem schwule oder bisexuelle Männer.

London – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erarbeitet derzeit Leitlinien zur Eindämmung der Ausbreitung von Affenpocken. Es werde befürchtet, dass die Zahl der Fälle in den Sommermonaten weiter ansteigen könnte, sagte der Vorsitzende Berater der WHO für Infektionsgefahren, David Heymann, am Samstag Reuters. Die WHO gehe davon aus, dass der Ausbruch durch sexuelle Kontakte ausgelöst worden sei.

Bisher sind Affenpocken in elf Ländern aufgetreten, in denen sie sich üblicherweise nicht verbreiten. Wissenschaftler werten dies als sehr ungewöhnlich. Affenpocken treten hauptsächlich in Afrika auf und nur selten andernorts. Bisher wurden mehr als 100 bestätigte oder vermutete Fälle gemeldet, die meisten davon in Europa, in Österreich gab es bisher noch keinen Nachweis des Virus.

Enger Kontakt sei der wichtigste Übertragungsweg für das Virus, sagte Heymann. So seien beispielsweise Eltern, die sich um kranke Kinder kümmerten, ebenso gefährdet wie das Gesundheitspersonal. Er betonte, dass der Ausbruch der Affenpocken nicht mit den Anfängen der Coronavirus-Pandemie vergleichbar sei, da die Krankheit nicht so leicht übertragbar sei.

Neue Fälle in Deutschland, Israel und der Schweiz

Neue Fälle werden aus immer mehr Ländern gemeldet: Auch in Israel ist ein Fall von Affenpocken bestätigt worden. Ein Test bei einem jungen Mann mit entsprechenden Symptomen sei positiv ausgefallen, teilte das Gesundheitsministerium am Samstagabend mit. Der Mann, der im Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv in einem Isolationsraum behandelt wird, sei in gutem Zustand. Der Patient war den Angaben zufolge zuletzt aus dem Ausland zurückgekommen. Dort sei er in Kontakt mit einem an Affenpocken erkrankten Menschen gewesen.

Das Ministerium rief Einwohner dazu auf, sich an ihren behandelnden Arzt zu wenden, sollten sie nach einer Auslandsreise Fieber und einen Bläschenausschlag entwickeln. Es hatte in Israel bereits 2018 einen dokumentierten Fall von Affenpocken gegeben.

In Berlin und in der Schweiz sind Medienberichten zufolge ebenfalls Affenpocken nachgewiesen worden. Am Samstag wurden drei bestätigte Fälle in der Hauptstadt Berlin gemeldet. Der erste Fall in Deutschland war am Freitag in München bekanntgeworden. In der Schweiz wurde ein Fall im Kanton Bern registriert. Der Fall wurde am Freitag gemeldet und hat sich nach Laboruntersuchungen bestätigt.

Meldepflicht in den Niederlanden

Der kantonsärztliche Dienst habe das Contact Tracing aufgenommen, um mögliche Ansteckungsketten nachvollziehen zu können, hieß es in einer Mitteilung der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektions des Kantons Bern. Die betroffene Person sei wohl im Ausland mit dem Virus in Berührung gekommen. Die erkrankte Person sei in ambulanter Behandlung und befinde sich zuhause in Isolation. Alle Kontaktpersonen seien durch das Contact Tracing informiert worden.

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Nach dem Bekanntwerden eines zweiten Falls von Affenpocken in den Niederlanden hat der staatliche Gesundheitsdienst RIVM eine Meldepflicht für die Krankheit erlassen. Das teilte das Gesundheitsministerium in Den Haag am Samstag mit. Ärzte müssen die Behörde demnach bereits beim Verdacht auf eine Infektion mit dem Affenpockenvirus unterrichten. Laut RIVM sollen neue Fälle so früh wie möglich erfasst werden, damit das Infektionsgeschehen unter Kontrolle gehalten und eventuell notwendige Gegenmaßnahmen rechtzeitig ergriffen werden können. Dazu könne auch eine Quarantäne für Menschen gehören, die mit Infizierten Kontakt hatten.

Affenpocken treten hauptsächlich in Afrika auf und selten andernorts, was die gegenwärtigen Ausbrüche ungewöhnlich macht. Infektionen sind zuletzt etwa aus Großbritannien, den USA, Portugal, Spanien, Italien und Kanada gemeldet worden. Die Infektionserkrankung wird von Tieren, vermutlich von Nagetieren, auf den Menschen übertragen (Zoonose). Auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich. (APA/Reuters/sda)

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