Nations League

Rangnicks erster ÖFB-Team-Kader ohne Dragovic, Hinteregger und Grillitsch

Martin Hinteregger und Aleksandar Dragovic fehlen im ersten Kader von Neo-ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick.
© GEPA pictures/ Johannes Friedl

Während Martin Hinteregger und Florian Grillitsch verletzungsbedingt nicht dabei sind, wurden Aleksandar Dragovic und Andreas Ulmer nur auf Abruf nominiert. Dafür steht der Tiroler Bremen-Legionär Marco Friedl im Kader.

Wien - Österreichs Fußball-Nationalteam wird die ersten Auftritte unter Neo-Teamchef Ralf Rangnick in der UEFA-Nations-League gegen Kroatien (3. Juni), Dänemark (6. und 13. Juni) und Frankreich (10. Juni) wohl ohne Aleksandar Dragovic absolvieren. Der Abwehrspieler wurde vom Nachfolger von Franco Foda nur auf Abruf nominiert - wie auch Kapitän Julian Baumgartlinger und Andreas Ulmer. Im 25-Mann-Kader fehlen auch die verletzten Martin Hinteregger und Florian Grillitsch.

Im Tor ist Martin Fraisl, der beim deutschen Bundesliga-Aufsteiger Schalke 04 nach einer starken Saison keinen neuen Vertrag erhielt, erstmals dabei, anstelle von Watford-Legionär Daniel Bachmann. "Er ist einer, der spannend ist, den alle einmal im Training sehen wollen", gab ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel Einblick. Zum Debüt könnte auch Offensivspieler Hannes Wolf kommen, der 23-Jährige brachte es während seines Leih-Engagements im Frühjahr in der englischen zweiten Liga für Swansea City in 19 Ligapartien auf zwei Tore und drei Assists. Sein Stammverein ist der deutsche Bundesligist Borussia Mönchengladbach.

Die Nicht-Berücksichtigung von Dragovic war sicher die größte Überraschung. Der 31-Jährige hatte zuletzt beim Test-2:2 gegen Schottland in Wien Ende März seinen 100. Einsatz im ÖFB-Team absolviert. Nur noch drei Partien fehlen ihm auf Rekordspieler Andreas Herzog (103). "Wir alle wissen, was wir an Drago haben und schätzen ihn. Aber auf dieser Position haben wir auch eine überdurchschnittlich hohe Qualität und Quantität", sagte Schöttel.

Dragovic holte am Sonntag mit Roter Stern den serbischen Meistertitel und spielt am Donnerstag das Cupfinale. "Anschließend möchte ich die vergangenen Tage in Ruhe aufarbeiten und verdauen. Natürlich bin ich sehr enttäuscht. Gerade weil es ein Neustart ist, hätte ich mich gerne gezeigt und versucht mich im Training aufzudrängen. Wir werden sehen, wie sich alles weiterentwickelt, dem Nationalteam wünsche ich jedenfalls viel Erfolg", teilte Dragovic der APA mit.

Natürlich bin ich sehr enttäuscht. Gerade weil es ein Neustart ist, hätte ich mich gerne gezeigt und versucht mich im Training aufzudrängen. Wir werden sehen, wie sich alles weiterentwickelt, dem Nationalteam wünsche ich jedenfalls viel Erfolg"
Aleksandar Dragovic, ÖFB-Legionär auf Abruf

Philipp Lienhart (25 Jahre) bringe schon über Jahre Leistung beim deutschen Bundesligisten SC Freiburg, der 2022 mit Cup-Finale und Platz sechs in der Liga aufzeigte. Kevin Danso (23) habe in der französischen Ligue 1 im Lens-Dress auf Anhieb reüssieren können und Salzburgs Maximilian Wöber (24) etwa auch auf Champions-League-Ebene sein Können gezeigt. "Es ist der Zeitpunkt da, dass sich der Teamchef im Training und Spiel diese Spieler anschauen will, deswegen ist die Entscheidung so gefallen", erläuterte Schöttel.

Rangnick und auch er selbst hätten mit Dragovic persönlich telefoniert. "Er war enttäuscht, weil er gerne dabei gewesen wäre, ich kann seine Enttäuschung auch verstehen", so der 55-Jährige. Weniger überraschend kam das Fehlen von Baumgartlinger, der es wegen seiner Knie-Operation nur auf sechs vor allem Kurzeinsätze für Leverkusen in der Liga brachte. "Er ist noch immer unser Kapitän. Er hatte sehr viel Verletzungspech, hat am Schluss gerade einmal eine Stunde gespielt. Wenn du gegen den Weltmeister, Vize-Weltmeister und EM-Halbfinalisten spielst, ist das der falsche Zeitpunkt, um Spieler einzuberufen, die nicht zu 100 Prozent fit sein können", erläuterte Schöttel.

Umbruch oder Momentaufnahme?

Ob das bereits ein eingeleiteter Umbruch im ÖFB-Team sein wird - mit dem 36-jährigen Ulmer fehlt ein weiterer Routinier - oder nur eine Momentaufnahme, wird sich erst zeigen. "Dafür ist es zu früh, Fakt ist, dass der Teamchef Leute einberufen hat, die auch regelmäßig gespielt haben", sagte Schöttel. Er war wegen dem Kader wie auch Tormanntrainer Robert Almer und Spielanalyst Stefan Oesen in Zoom-Sitzungen in den letzten Tagen mit Rangnick und dessen Co-Trainer Lars Kornetka in Kontakt. Am Schluss war dann auch schon der neue zusätzliche Assistenztrainer Peter Perchtold dabei. Die Letztentscheidung traf natürlich Rangnick.

Der war allerdings in den letzten Wochen aufgrund seiner Aufgabe als Cheftrainer bei Manchester United noch in England voll gefordert. "Wir verstehen, dass wenn du Trainer von Manchester United bist, du bis zum letzten Tag alles geben musst. Wir haben das gut hinbekommen, Lars Kornetka hat da eine Schlüsselrolle gespielt, war hier in Wien, sehr umtriebig und hat ihm berichtet", berichtete Schöttel. Ab Sonntag ist das nicht mehr nötig, da wird Rangnick auch erstmals in Österreich im Trainingscamp in Bad Tatzmannsdorf live zu sehen sein. "Es wird dann vieles einfacher sein", freut sich Schöttel auf diesen Tag.

"Es wäre für jeden eine große Herausforderung"

Viel Trainingszeit bis zum Debüt bleibt dann nicht. Am 3. Juni geht es auswärts gegen Kroatien, ehe es mit dem Heim-Doppel in Wien gegen Dänemark und Frankreich sowie dem Gastspiel bei den Dänen Schlag auf Schlag weitergeht. "Es ist der erste Lehrgang eines neuen Trainerteams. Egal wie der Teamchef heißen würde, es wäre für jeden eine große Herausforderung", betonte Schöttel.

Man wolle dabei gar nicht so sehr auf die Spiele und Ergebnisse schauen. "Wir konzentrieren uns darauf, dass der Beginn funktioniert. Es ist sehr vieles neu, jeder Trainer hat eine neue Herangehensweise. Wir wollen gut in den Lehrgang starten und die Abläufe bestmöglich hinbekommen." (APA)

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