Maßnahmen gegen hohe Kosten
Die Baubranche leidet unter extremen Kostendruck und Lieferengpässen. Um den Wirtschaftsmotor „Bau“ am Laufen zu halten, fordert die Landesinnung Vertragsanpassungen und ein Überdenken der hohen Baustandards.
Obwohl die Auftragslage grundsätzlich gut ist, sind die Tiroler Bauunternehmen in Sorge. Der Krieg in der Ukraine, die ansteigenden Rohstoffpreise, Lieferengpässe und der anhaltende Personalmangel trüben die Stimmung. Wann die Achterbahnfahrt am Baustoffmarkt endet, ist ein Rätsel. „Wir hoffen zwar auf eine Stagnation der Preise, allerdings auf sehr hohem Niveau“, so Anton Rieder. Der Landesinnungsmeister, der selbst seit 30 Jahren in der Baubranche tätig ist, hat noch nie einen solchen Anstieg an Beschaffungskosten in so einem kurzen Zeitraum erlebt.
Sozialer Wohnbau in Bedrängnis
Der soziale Wohnbau leidet besonders unter den explodierenden Preisen, wie Rieder schildert: „Der vom Land vorgegebene Kostendeckel kann unter diesen Umständen nicht mehr eingehalten werden. Die Vorgaben bringen den sozialen Wohnbau zum Erliegen.“ Die Landesinnung Bau fordert deshalb die Anhebung der Gesamtbaukosten durch das Land und ein Überdenken der Vorschriften. Zusätzliche Kosten entstehen laut Rieder durch Bauverträge, die aufgrund von Lieferengpässen und Kostenschwankungen nicht eingehalten werden können. Um diese Folgeausgaben abzufedern, fordert der Landesinnungsmeister von der Politik und von Bauherren vernünftig und fair mit den Handwerksbetrieben umzugehen. Vor allem bei öffentlichen Projekten brauche es Verträge mit variablen Preisen, damit nicht allein die Unternehmer auf den Mehrkosten sitzen bleiben. „Bei den Bauverträgen mit fixierten Festpreisen muss die durch höhere Gewalt ausgelöste Krisensituation zu einer Vertragsanpassung auf Basis einer indexbasierten Vergütung führen“, erklärt Rieder weiter.
Mehr Vernunft am Bau
In Bezug auf die aktuellen Herausforderungen sieht Rieder eine Chance für mehr Vernunft am Bau: „Wir hoffen auf ein Umdenken in Sachen Baustoffverbrauch.“ Was er damit anspricht sind die bürokratischen Sicherheitsnormen und Bauweisen, die viele Ressourcen sinnlos verschlingen. Hat ein Wohnraum beispielsweise 5 Meter Spannweite, muss die Decke nicht „dicker“ als 18 Zentimeter sein. Hat der Raum 7 Meter Spannweite, braucht es 25 oder 30 Zentimeter. „Das bedeutet 50 Prozent mehr Beton und 100 Prozent mehr Stahl“, so Rieder. Es ist eine Rechnung, die nicht nur aufgrund der knappen und teuren Baustoffe bestechend wirkt, sondern auch in einer Zeit, in der nachhaltiges Handeln mehr denn je gefragt ist. Last but not least appelliert der Landesinnungsmeister an die Verantwortlichen in der Politik, digitale Bauverfahren voranzutreiben. Je schneller Projekte in die Tat umgesetzt werden können, desto kostengünstiger sind sie.
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