Kunst

Ausstellung in Schwaz: Frischer Wind weht durch die Heimat

„Hirtenrast“, 1917 von Hans Ebenbichler gemalt. Der Autodidakt war bei mehreren Gau-Kunstausstellungen mit dabei.
© Rabalderhaus

Dem Heimatlichen in der Tiroler Kunst von gestern und heute spürt eine große Ausstellung im Schwazer Rabalderhaus nach.

Von Edith Schlocker

Schwaz –Heimat ist ein schwieriges, weil allzu oft nationalistisch missbrauchtes und somit schwer belastetes Wort. Außerdem bedeutet für jeden/jede Heimat etwas anderes, so manche haben gar mehrere Heimaten. Das Gefühl von Heimat hat aber unzweifelhaft viel mit Kindheit und Sprache, aber auch mit Landschaft und Kultur zu tun.

Dem Heimatlichen in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts spürt die von Günther Dankl kuratierte Ausstellung im Schwazer Rabalderhaus nach. Der Bogen, der hier anhand der Arbeiten von mehr als 40 KünstlerInnen beschrieben wird, ist naturgemäß ein weit gespannter, haben sich doch wahrscheinlich in keiner kunstgeschichtlichen Epoche die Formen des Ausdrucks so grundlegend gewandelt wie zwischen 1900 und heute.

Betreiber des Museums bzw. der Galerie im Rabalderhaus ist der aus dem 1929 gegründeten Heimatschutzverein hervorgegangene Museumsverein Schwaz. Wobei in den Anfängen primär „heimatverbundene“, teilweise längst überholte Traditionen konservierende Tiroler Kunst gesammelt und präsentiert wurde. Zelebriert in mehr oder weniger künstlerischer Originalität meist in mäßig expressiven Handschriften.

Das Edelweiß ist für Roland Maurmair das Synonym für Heimat.
© Rabalderhaus

Erfreulicherweise nicht ausgespart wird in der Schau auch die während der NS-Zeit im „Kreis Schwaz“ entstandene „Heimatkunst“. In der es um eine verlogene Idealisierung des bäuerlichen Menschen, des heimatlichen Bodens und alles Volkstümlichen geht. Dass die von Carl Rieder 1942 für den Trauungssaal des Schwazer Rathauses gemalte „Allegorie der Familie“ sich noch heute dort befindet, ist da schon erstaunlich. Auch wenn das ursprüngliche Hakenkreuz im Zentrum des Bildes nach dem Krieg durch den österreichischen Bindenschild ersetzt worden ist.

Nicht zuletzt den diversen Aktivitäten von Gert Chesi ist es zu verdanken, dass ab den 1960er-Jahren frischer Wind die alte Stadt durchlüftet. Um einen komplett neuen Begriff von Heimat zuzulassen, wie die Ausstellung u. a. durch Arbeiten von Günter Lierschof, Paul Albert Leitner, Arno Gisinger, Thomas Riss, Milena Meller, Alexandra Kontriner, Roland Maurmair oder Rens Veltmann vorführt. Die trotz ihrer formalen wie technischen Heterogenität sehr private Auseinandersetzungen mit dem Heimatlichen in der Form subtiler Spurensuchen sind. Wobei sich zwischen dem Gestrigen und Heutigen bisweilen reizvolle Parallelen auftun, etwa Hans Weber-Tyrols malerischer „Blick ins Inntal“ zu Lois Weinbergers fast 100 Jahre jüngerer, zu Linien und Zeichen reduzierter „Wildnis“.

Ausstellung

Rabalderhaus. Martin-Wintersteller-Gasse 9, Schwaz; bis 19. Juni, Do–So 16–19 Uhr. Heute 17 Uhr Führung mit Kurator Günther Dankl.

Für Sie im Bezirk Schwaz unterwegs:

Angela Dähling

Angela Dähling

+4350403 3062