Eklat bei Klage gegen HG Lab Truck: Verfahren erneut vertagt
Verhärtete Positionen ums Geld: HG-Lab-Truck-Zulieferer erhöhte Klagsforderung auf 2,4 Mio. Euro. Ein Vergleichsversuch scheiterte, es kam zu einer Schreierei.
Von Reinhard Fellner
Innsbruck – Als die einst vom Land Tirol direkt beauftragte Firma HG Pharma rund um Mediziner Ralf Herwig schon in aller Munde war, wurde im September am Landesgericht auch noch die 963.000-Euro-Klage eines Salzburger PCR-Test-Zulieferers gegen die Pharma-Tochter HG Lab Truck (HG) verhandelt. Nach Vergleichsversuchen trafen gestern beide Streitteile wieder vor Zivilrichterin Barbara Lonsing zusammen. Harte Worte und eine Ausweitung der Klagsforderung auf 2,43 Millionen Euro folgten.
Ein Geschäftsführer der Salzburger: „Festzuhalten ist, dass da beide Seiten unter größten Anstrengungen in der Pandemie erst einmal einen tollen Job gemacht haben. So konnte HG jeden Tag alle Testungen durchführen. Nachdem unsere Firma dies Herrn Herwig aber alles vorfinanziert hat, bin ich maßlos enttäuscht, dass man nach bis zu 16 Mio. Euro Umsatz nun so billig die Zahlung verweigert!“ Dies sei im Wirtschaftsleben besonders bedenklich, da „ein Unternehmen, das nicht über unsere Rücklagen verfügt, so in die Insolvenz getrieben wird“.
Ralf Herwig war über 6000 Kilometer aus dem arabischen Raum zur Zeugenaussage angereist. Wie schon die vorherigen Zeugen seiner Firma relativierte er: Wie schon im Herbst vorgebracht, stünden bezahlten 1,3 Mio. Euro beträchtliche Gegenforderungen gegenüber. Diese würden aus nicht eingehaltenen Lieferzusagen der Salzburger und aus deren buchhalterischem Chaos resultieren. Eine Assistentin der HG-Geschäftsleitung: „Die präsentierten sich als international wettbewerbsfähiger Partner. Aber der Auftritt davor war halt was ganz anderes als danach. Da kamen dann nur noch die halben Sachen.“ Aufwendungen für die HG, die sie den Salzburgern gegenverrechnen will.
Trotz gerichtlicher Aufforderung wurden nach acht Monaten seitens HG jedoch noch immer keinerlei konkrete Unterlagen zum Beweis der Gegenforderung gelegt. Richterin Lonsing: „Ihre Prozessführung ist ungeheuerlich. Das ist doch nicht Jux und Tollerei hier!“ Bis zum späten Abend konnte Herwig dennoch nichts Konkreteres als Erinnerungen und WhatsApp-Nachrichten vorbringen.
Der Kläger fühlte sich dadurch zusätzlich persönlich angegriffen, was zu einer Schreierei bei den Vergleichsgesprächen führte. Bei Positionen zwischen 1,8 Mio. Euro und 700.000 Euro (HG) wurden diese nach dem Eklat wieder abgebrochen. Kurz vor Mitternacht musste das Verfahren erneut vertagt werden.