Gegen oben antanzen: Carmen Brucics portraitierte AktivistInnen
„Private Stages“ von Carmen Brucic im Innsbrucker Reich für die Insel.
Innsbruck – Auf Einladung der europäischen Kreativplattform „Magic Carpets“ war die Tiroler Künstlerin Carmen Brucic im vergangenen Sommer „artist in residence“ in Tiflis. Jenen ins Private abgetauchten KünstlerInnen auf der Spur, die in Vor-Pandemie-Zeiten performend den berühmten Nachtclub Bassiani in Tiflis aufgemischt haben. Dessen Sperrung nach einer Polizeirazzia 2018 indirekt zur Geburtsstunde der Rave-Revolution wurde, um als selbstbewusst politischer Akt gegen die zutiefst reaktionäre und homophobe georgische Obrigkeit anzutanzen. Seit 4. März auch wieder im Bassiani.
Fünf dieser schrill performenden queeren AktivistInnen, von denen einige während des Lockdowns ihre Liebe zur Malerei und Zeichnung entdeckt haben, hat Carmen Brucic in Tiflis gesucht und gefunden. Um sie in ihren ganz privaten Umfeldern fotografisch und filmisch zu porträtieren, sie zu animieren, sich selbst zu inszenieren. In Settings, die teilweise fast rührend bieder daherkommen, Orte der Sicherheit für zutiefst verunsicherte Seelen zu sein scheinen.
Reich für die Insel
Rennweg 4, Innsbruck
4., 5. Juni und 22. Juni bis 30. Juli
Mi–Fr 10–17, Sa 11–15.30 Uhr.
Eröffnung heute ab 19 Uhr.
Wobei man einen der Porträtierten schon von Carmen Brucics Altartuch kennt, das während der heurigen Fastenzeit in der Innsbrucker Johanneskirche das übliche Altarbild verhängt hat. Festgemacht am Körper des 24-jährigen David Apakidze, der in seiner Nacktheit zum berührenden Sinnbild des an der Welt leidenden Menschen wird.
Er ist genauso wie vier seiner Mit-AktivistInnen nach Innsbruck gereist, um sich im „Reich für die Insel“ auch mit allerhand selbst Gemaltem und Installiertem zu präsentieren. Und im Rahmen der Vernissage der Schau morgen um 21 Uhr den gläsernen Kubus mit einer Performance zu rocken, die ein ganz großes Spektakel zu werden verspricht.