Lerne dein Publikum kennen: Studie zu Theaterbesuchen veröffentlicht
Mit welcher Erwartung gehen BesucherInnen ins Theater? Eine EU-Studie hat diese Frage untersucht.
Wien, Innsbruck – Dem Finale größerer Kulturveranstaltungen folgt in aller Regel eine kleine Bilanz. Oft sind auch öffentliche Zuschüsse erfolgt, über diese gilt es Rechenschaft abzulegen – in Form eilig zusammengetragener Zahlen: kumulierter Besucher- andrang und die daraus sich ergebende Auslastung.
Damit hat es sich zumeist. Mehr ist über das Publikum schlicht nicht bekannt. Dabei wäre es für die Veranstalter hilfreich zu wissen, wer sich mit welcher Erwartung ein Ticket gekauft hat. Manches Programm könnte anders aussehen, wenn man wüsste, wie die zahlenden Damen und Herren im Saal in Sachen kulturelle Vorlieben so ticken.
Aufschlussreich ist da eine groß angelegte Untersuchung namens „Asset“, unterstützt von der EU und durchgeführt in mehreren europäischen Städten, darunter Wien, im Zeitraum 2018 bis 2021.
Für Österreich war die IG Kultur Projektpartner. BesucherInnen von vier Theatern der Wiener Off-Szene wurden per Fragebogen zur Teilnahme eingeladen.
Ausgewertet ergeben die erhobenen Daten ein umfassendes, differenziertes Bild dessen, wer sich für welches Angebot erwärmen kann.
So ist die Zahl jener, die sich in erster Linie Werke des klassischen, etablierten Kanons erwarten, in Wien mit 11 Prozent niedriger als vielleicht erwartet. Fast jede(r) Dritte ist dem Mainstream zuzurechnen. Groß ist mit 19 Prozent die Schar jener, die, wie auf einer Kulturweide, unterschiedlichste Inhalte konsumiert, je nachdem, was gerade angeboten wird.
Die Studienmacher unterteilen das Publikum in insgesamt neun derartige Segmente. Ein gutes Drittel der Theatergeher ist in Österreich übrigens männlich. Im EU-Vergleich ist das überdurchschnittlich viel.
Medien und vor allem Mundpropaganda sind wichtig, wenn es darum geht, auf Kulturangebote aufmerksam zu werden. 16 Prozent der Befragten gehen auch alleine hin, fast doppelt so viele nehmen aber lieber zumindest eine weitere Person mit.
Die Studie fiel zeitlich mit dem Ausbruch von Corona zusammen. Die Auswirkungen der Pandemie wurden gekicg mit untersucht. Es zeigte sich, dass die Zahl jener, die wegbrechen – auf Kultur live vorerst verzichten –, markant angestiegen ist. Diese Verlorenen wieder zurückzuholen, ist ein große Herausforderung für die unmittelbare Zukunft. (mark)