Prozess in Kanada wegen Mobbings mit Todesfolge gegen Jugendliche
Der Tod einer 15-Jährigen erregte 2012 großes Aufsehen. Ein Niederländer steht dafür nun vor Gericht. Ihmn werden unter anderem der Besitz kinderpornografischen Materials, kriminelle Belästigung und Erpressung vorgeworfen.
Montreal – In Kanada hat der Prozess gegen einen Mann aus den Niederlanden begonnen, der eine Jugendliche vor deren Suizid im Jahr 2012 im Internet gemobbt haben soll. Der Tod der 15-Jährigen Amanda Todd hatte damals großes Aufsehen erregt, da sie zuvor in einem millionenfach angesehenen YouTube-Video ihre Geschichte auf beschrifteten Zetteln erzählt hatte, die sie in die Kamera hielt.
Das Gerichtsverfahren soll insgesamt sieben Wochen dauern. Angeklagt ist ein Niederländer in seinen Vierzigern. Ihm werden unter anderem der Besitz kinderpornografischen Materials, kriminelle Belästigung und Erpressung vorgeworfen. Der Mann plädiert auf nicht schuldig.
Jugendliche vor Suizid mit Foto erpresst
Ihm wird zur Last gelegt, Amanda Todd vor deren Suizid zunächst überzeugt zu haben, ihm via Webcam ihre entblößten Brüste zu zeigen. Später habe er sie mit dem Bild erpresst – und das Foto schließlich online verbreitet, nachdem Todd sich geweigert hatte, die Forderung des Mannes nach einer "Show" für ihn zu erfüllen. Die Niederlande hatten den mutmaßlichen Erpesser im Dezember 2020 nach Kanada ausgeliefert.
"Das ist Amandas Moment", sagte ihre Mutter Carol Todd zu Prozessbeginn vor dem Obersten Gerichtshof des kanadischen Bundesstaats British Columbia in New Westminster. Staatsanwältin Louise Kenworthy erklärte, dass Amanda Todd im Alter von zwölf bis 15 Jahren von einer einzigen Person unter 20 unterschiedlichen Benutzerkennungen auf den Online-Plattformen Facebook, YouTube und Skype gemobbt worden war.
Der Angeklagte war bereits 2017 zu rund elf Jahren Haft verurteilt worden wegen "Sextorsion", also der Erpressung mit sexuell expliziten Fotos und Filmen von dutzenden Mädchen aus den Niederlanden, Großbritannien, Australien, Norwegen, den USA und Kanada. (APA/AFP)