Kino

„Glück auf einer Skala von 1 bis 10“: Lebensfreude, die ansteckt

Bestattungsunternehmer Louis (Bernard Campan, l.) und der körperlich gehandicapte Igor lernen sich bei einem Unfall kennen.
© Filmladen

Innsbruck – Ein Film, dem auf Deutsch der Zusatztitel „Glück auf einer Skala von 1 bis 10“ verpasst wird, lässt schlimmsten Kitsch befürchten. Das französische Original „Presque“ ist da um Längen kürzer und aussagekräftiger: „Presque“, übersetzt „fast“, lautet nämlich die knappe Reaktion Igors, als ihm eine Bekanntschaft ganz unverblümt erklärt: „Du siehst normal aus.“ Igor ist, infolge von Komplikationen bei der Geburt, körperlich und sprachlich beeinträchtigt und erlebt fast täglich spöttische Kommentare und schiefe Blicke.

Igor-Darsteller Alexandre Jollien spielt auch seine eigene Lebensgeschichte. Jollien kam mit demselben Handicap zur Welt wie Igor im Film.

🎬 Trailer | Glück auf einer Skala von 1 bis 10

Infolge einer Kollision, Igor auf dem Dreirad, Bestattungsunternehmer Louis (Bernard Campan, der auch Regie führt) am Steuer eines Leichenwagens, kreuzen sich die Wege zweier Männer im gemeinsamen Wohnort Lausanne. Igor, ein heller, belesener Kopf, ist begeistert vom Handwerk Louis’, der bis zu 900 Verstorbene pro Jahr zur letzten Ruhe bettet. Gegenüber den Nachkommen zeigt sich der Bestatter in seiner Haltung recht flexibel: Gefragt, ob er denn an Gott glaube, antwortet Louis je nach Erwartung des Gegenübers mit „ja“ oder „nein“.

Aufgrund seltsamer Fügungen erleben die zwei Männer eine gemeinsame Fahrt nach Südfrankreich, um zwei Verstorbene zu überstellen.

Louis ist anfangs distanziert und pikiert. Die Lebensfreude des vermeintlichen Außenseiters Igor beflügelt aber auch den abgebrühten Geschäftsmann. Ein sympathischer Film, schöner Wortwitz, gelegentlich etwas dick aufgetragen. (mark)

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