Energieforum

Klimaforscherin: „Wirtschaft, die immer wächst, ist ein Problem“

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Lech – Der vom Menschen massiv verstärkte Treibhauseffekt beschleunigt die Erderwärmung, lässt Polareis schmelzen, was noch mehr dunkle Oberfläche hervorbringt, wodurch sich die Erde noch stärker erwärmt – einmal mehr appellierte Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb beim Energieforum Impact Lech, solche Rückkoppelungseffekte zu durchbrechen. „Sonst droht das Klima in eine Schleife ständiger Erwärmung zu geraten, ohne dass die Menschen etwas entgegensetzen können“, warnt Kromp-Kolb. Zwar sei noch Zeit, die Erwärmung auf 1,5 Grad – gerechnet vom Beginn der Industrialisierung bis zum Jahr 2100 – zu begrenzen, aber: „Wir haben nicht mehr viel Zeit. Denn aktuell entwickelt sich alles in Richtung Kollaps.“ Das 1,5-Grad-Limit werde bereits in den frühen 2030er-Jahren erreicht sein. „Wir stehen vor der Entscheidung: bei 1,5 Grad stabilisieren oder ein Hot-House-Earth-Szenario ständiger Erwärmung.“

Es führe kein Weg vorbei, grüne Energieformen rasch auszubauen. Doch auch das Wirtschaftssystem, das sich nach dem 2. Weltkrieg entwickelt hat, müsse überdacht werden, Menschen in Industrieländern konsumieren im Überfluss. „Ein Wirtschaftssystem, das immer wachsen muss, bedingt einen immer weiter steigenden Ressourcenverbrauch. Das kann das Ökosystem schon jetzt in vielen Bereichen nicht mehr verkraften. Die Industrienationen müssen runter und sich wieder innerhalb der ökologischen Grenzen bewegen.“

Kromp-Kolb kritisiert dabei auch Österreichs Politik. „Die CO2-Bepreisung mit 30 Euro je Tonne ist viel zu niedrig. Und jetzt wird sie auch noch verschoben. Man fällt in alte Denkmuster zurück, das ist falsch.“ Besonders in Krisenzeiten sei immer wieder zu beobachten, dass stets kurzfristige Lösungen gesucht würden. „Seit geraumer Zeit folgt bereits Krise auf Krise. Das führt immer mehr zu kurzfristigen und zentralisierten Entscheidungen. Damit wird aber auch die Demokratie infrage gestellt“, warnt die Klimaforscherin. Letztlich gehe es darum, allen ein gutes Leben zu gewährleisten und die ökologischen Grenzen einzuhalten. (mas)

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