Krieg in Ukraine

Gasspeicher-Füllstand: Wie lange reicht der Vorrat in Österreich?

Symbolbild.
© ROBERT JAEGER

Österreich verfügt über große Gasspeicher-Kapazitäten. Die Füllstände allein sagen allerdings wenig aus.

Berlin, Wien, Moskau – Wegen des Ukraine-Krieges steht ein Ausfall der russischen Gaslieferungen nach Europa ständig drohend im Raum - sei es durch eine Ausweitung der EU-Sanktionen auch auf russisches Gas oder aufgrund russischer Gegensanktionen. Deshalb werden die Füllstände der Gasspeicher in den EU-Ländern sehr genau beobachtet und verglichen. Zu wie viel Prozent die Speicher gefüllt sind, sagt aber wenig aus - entscheidend ist die Größe der Speicher gemessen am Verbrauch.

So sind etwa die deutschen Gasspeicher zu gut 56 Prozent gefüllt, im EU-Durchschnitt liegt der Füllstand bei knapp über der Hälfte der Speicherkapazität. Die Speicher in Österreich sind laut Zahlen der Interessenvereinigung der Speicherunternehmen AGSI hingegen nur zu knapp 41 Prozent gefüllt. Ein Teil dieser Speicher gehört der OMV, die ihren Füllstand mit 64 Prozent beziffert.

Österreich mit sehr hohen Speicherkapazitäten

Allerdings verfügt Österreich gemessen am eigenen Verbrauch über sehr hohe Speicherkapazitäten - das bisher eingelagerte Gas entspricht mehr als 40 Prozent des Jahresbedarfs.

Nach Angaben des Branchenverbandes Ines können die Speicher in Deutschland hingegen insgesamt nur Gas mit einem Energiegehalt von maximal rund 256 Terawattstunden (TWh) speichern. Das entspricht etwa einem Viertel des jährlichen Gasverbrauchs in Deutschland (rund 1000 Terawattstunden). "Dieses Speichervolumen alleine kann Deutschland zwei bis drei durchschnittlich kalte Wintermonate mit Gas versorgen", sagt die deutsche Regierung Gut 56 Prozent dieses Volumens würden im Winter also gut ein bis eineinhalb Monate reichen bei unverändertem Verbrauch.

Allerdings ist zu beachten, dass der Verbrauch bei einer sogenannten Gasmangellage noch deutlich sinken würde. Schon jetzt ist der Gasverbrauch in Deutschland infolge der stark gestiegenen Preise deutlich zurückgegangen. Hinzu kommt, dass bei einem Wegfall russischer Gaslieferungen weiterhin Pipeline-Gas etwa aus Norwegen und den Niederlanden fließen dürfte.

Außerdem wird damit gerechnet, dass Deutschland über Anlandeterminals im Ausland dann weiterhin verflüssigtes Erdgas (LNG) erhält. Schließlich wird in Deutschland auch Erdgas gefördert. Die Frage, wie lange man mit dem aktuell gespeicherten Erdgas auskäme, ist also nur näherungsweise zu beantworten.

Ein neues Gasspeichergesetz in Deutschland soll dafür sorgen, dass die Speicher zum Beginn des Winters ausreichend gefüllt sind. Es schreibt einen Füllstand von 80 Prozent zum 1. Oktober, von 90 Prozent zum 1. November und von 40 Prozent zum 1. Februar vor. Mit dem Gesetz werden die Speicherbetreiber in Deutschland verpflichtet, ihre Speicher schrittweise zu füllen. Es könne im Saldo weiterhin Gas eingespeichert werden, hieß es am Samstag von der Bundesnetzagentur.

Auch Österreich will mit zu 80 Prozent gefüllten Gasspeichern in den Winter gehen, würde damit aber wesentlich länger auskommen als Deutschland. (APA/dpa)

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