Tirol Live

Bergsport-Experte Wanner: „Einige Touren können wir nicht mehr gehen“

Thomas Wanner (Alpenverein) im Gespräch mit Chefreporter Peter Nindler .
© Rita Falk / Tiroler Tageszeitung

Schon jetzt könnten einige Hochtouren wegen der Auswirkungen des Klimawandels nicht mehr bewältigt werden. Das sagt der Bergführer und Ausbilder für Bergsport beim Alpenverein Thomas Wanner bei „Tirol Live“.

1. Wird der Bergsport im hochalpinen Gelände gefährlicher?

Thomas Wanner: Gewisse Übergänge sind schon jetzt nicht mehr passierbar, weil kein Eis mehr liegt. Auf den Schuttmoränen ist dann die Steinschlaggefahr relativ groß. Dadurch wird das Bergsteigen tendenziell gefährlicher.

2. Was bedeutet das für die Zukunft des Bergsports?

Wanner: Wenn wir uns Tourenführer von vor 30 Jahren ansehen, kann heute die Hälfte der Routen nicht mehr absolviert werden. Die Auswahl wird eine andere und sich auch zeitlich verlagern. Bisher waren Juli, August und Anfang September klassische Hochtourenzeiten. Das verschiebt sich jetzt nach vorne in den Juni, vielleicht sogar in den Mai.

3. Lässt sich die Gefahr von Steinschlägen abschätzen?

Wanner: Wann es so weit sein könnte, dazu kann man wenig sagen. Ein frischer Felsausbruch lässt sich allerdings erkennen, weil er meist viel heller ist als umliegendes Gestein. Daran erkennt man Gesteinsschlagzonen. Am besten ist es, sich vor der Tour mit lokalen Bergführern und Hüttenwirten auszutauschen.

4. Welche Touren werden in zehn Jahren in Tirol nicht mehr möglich sein?

Wanner: Das Silvretta-Gebiet wird vom Klimawandel stark beeinflusst, vernünftige Kurse für Hochtouren werden dort kaum noch möglich. Auch die Ötztaler und Stubaier Alpen sind massiv betroffen, auch von Steinschlägen.

📽️ Video | Thomas Wanner in „Tirol Live”