Thors Rückkehr auf die Leinwand: Mit dem Hammer durchs Gefühlschaos
Ganz nett: In seinem vierten Solo-Abenteuer trifft Marvels Donnergott Thor auf einen bierernsten Göttertöter – und seine Ex-Freundin.
Von Marian Wilhelm
Innsbruck – Thor war schon immer ein göttlicher Einzelgänger innerhalb der großen Marvel-Familie. In seinem vierten Solo-Abenteuer „Thor: Love And Thunder“ ist der Donner-Mann aber gar nicht mehr allein unterwegs. Er wird darin nun zum Helden einer romantisch-überdrehten Komödie, die ebenso fluffig wie kurzweilig ist.
Im Jahre 2024 ist Thor noch immer dabei, seine Midlife-Crisis und ein Beziehungsaus mit übertrieben heldenhafter Männlichkeit zu kompensieren. Er erzählt im Voice-Over der Einleitungssequenz freimütig von idealisierten Heldentaten und der Ex-Freundin Dr. Jane Foster.
Doch der Hilferuf einer alten Verbündeten und dann ein Angriff auf sein neugegründetes Wikinger-Dorf New Asgard lässt ihn wieder in ernster Mission aktiv werden. Dass dabei plötzlich die Astrophysikerin Jane in einem Thor-Kostüm vor ihm steht, bringt ihn einigermaßen aus dem Konzept. Sie hat in der Hoffnung auf Heilung ihrer Erkrankung den alten, zerborstenen Hammer Thors zusammengesetzt. Und kämpft damit als „Mighty Thor“ – während der eigentliche Thor jetzt gegen seine alten Gefühle ankämpfen muss. Geht nicht ohne Running Gag: Thors neue Axt „Stormbreaker“ ist eifersüchtig auf den alten Hammer „Mjölnir“.
Der eigentliche Gegner in diesem Abenteuer ist der „Gorr“, der Götter-Schlächter. Mit seiner Vorgeschichte beginnt der Film auch. Ähnlich wie einst Ober-Moralist Thanos ist auch er ein einigermaßen „toller Mensch“, also besessen vom Rachefeldzug gegen die Götter – frei nach Nietzsches Aphorismus in der „Fröhlichen Wissenschaft“. Wenn es nach ihm geht, sind die Götter noch nicht tot. Aber bald. Christian Bale spielt den Göttertöter im „Mad Max“-Look todernst und bildet damit den passenden Gegenpol zu den bunt-komischen Rivalen. Im Finale rückt er die Dunkelheit und Traurigkeit in den Vordergrund. Dabei erfährt man auch schlussendlich, welche „Love“ im Filmtitel eigentlich gemeint ist.
Titeldarsteller Chris Hemsworth gibt einmal mehr den Muskelprotz, der nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen, aber sympathisch ist. Noch charmanter ist da nur Natalie Portman, die ihr feines komödiantisches Talent bereits in einigen Independent-Filmen unter Beweis gestellt hat. Die bisexuelle Wikinger-Chefin Valkyrie kämpft außerdem ebenso mit wie „Thor“-Regisseur Taika Waititi – als Synchronstimme für den steinernen Korg.
Waititi („Jojo Rabbit“) selbst schraubt die Komödie-Regler gleich mehrfach bis zum Anschlag hoch – oder wie er sagt: „Over the top in the very best way.“ Da wird ein Wikinger-Kriegerfilm in 80er-Hard- und Glamrock-Ästhetik gepackt. Und bei „Sweet Child o’ Mine“ gleich noch extra laut aufgedreht.
Schriller Höhepunkt: der Auftritt von Russell Crowe als dicker Zeus. Da geht es Blitz gegen Donner. Die über-touristische Vermarkung von New Asgard hingegen reizt gerade die schwarzen Tiroler Humornerven ordentlich. Wirkliche emotionale Fallhöhe kommt jedenfalls erst am Ende auf.
Fazit: Als kleine, flüchtige Episode innerhalb der großen Filmserie, von der jeder Marvel-Film ein Puzzlestück ist, geht der Film allemal durch.