Tausendstel-Krimi im Qualifying: Pole für Verstappen, Mercedes crashte
Das Formel-1-Wochenende in Spielberg begann gleich mit einem nervenaufreibenden Qualifying: Max Verstappen hatte dabei das bessere Ende für sich gegenüber dem Ferrari-Duo Leclerc und Sainz. Die Mercedes-Piloten Hamilton und Russell landeten in der Bande.
Spielberg – Formel-1-Weltmeister Max Verstappen hat sich am Freitag seine dritte Pole Position in Serie auf dem Red Bull Ring in Spielberg gesichert. Der Niederländer von Red Bull Racing startet damit zumindest beim Sprintrennen am Samstag von Platz eins. Seiner Pole-Runde von 1:04,984 Minuten kam Ferrari-Mann Charles Leclerc am nächsten, der Monegasse war 29 Tausendstelsekunden zurück. Im letzten Quali-Abschnitt verabschiedeten sich beide Mercedes-Piloten jeweils wegen eines Crashs.
Auch der drittplatzierte Carlos Sainz, der Stallrivale von Leclerc, war extrem nahe an Verstappen. Der Spanier, der zuletzt in Silverstone seinen ersten Sieg gefeiert hatte, war nur 0,082 Sekunden dahinter. „Unglaublich eng. Drei Autos innerhalb einer Zehntelsekunde", kommentierte Red-Bull-Teamchef Christian Horner den Ausgang. Sein Zweitpilot Sergio Perez war mit 0,420 Rückstand Vierter. Der Mexikaner könnte aber noch bestraft werden, er soll in Q2 die Strecke ohne Notwendigkeit verlassen haben.
„Es war ein wirklich enges Qualifying. Es ist auch eine fordernde Strecke, obwohl es nur wenige, aber knifflige Kurven gibt", sagte Verstappen nach seiner 16. Karriere-Pole-Position. „Qualifying war nicht immer unsere Stärke. Ich bin aber zuversichtlich, was das Auto angeht." Motorsport-Konsulent Helmut Marko atmete nach den turbulentem Sekunden zum Schluss durch: „Gott sei Dank war er im letzten Sektor fehlerfrei und auch innerhalb der Limits. So ein knappes Ergebnis!"
Leclerc meinte: „Beim letzten Versuch habe ich mir schwer getan, die Reifen zum Arbeiten zu bringen. Ich wünsche mir ein sauberes Rennen, damit wir endlich die Punkte holen, die wir verdient haben", meinte der Monegasse.
Rekordweltmeister Lewis Hamilton beschädigte seinen Mercedes bei einem Unfall fünf Minuten vor Schluss. Sein Wagen brach auf einer schnellen Runde im Mittelsektor aus, schlitterte über das Kiesbett und schlug seitlich ein. „Es tut mir so leid, Leute, dass ich das Auto zerstört habe", teilte der Brite über die Funkverbindung an die Box mit. Teamkollege George Russell folgte bald nach Wiederaufnahme der Session. Der 24-Jährige verlor sein Auto in der letzten Kurve, drehte sich über den Schotter und wurde mit dem Heck voran erst von der Streckenbegrenzung gestoppt.
💸 Budgetgrenze wird angehoben, „Bouncing"-Regeln erst in Spa
In der Sitzung der Formel-1-Kommission aller Teamchefs am Freitag ist eine Anhebung der Budget-Obergrenze um 3,1 Prozent beschlossen worden. Diese Anpassung ist eine Antwort auf die enorm gestiegenen Kosten und die hohe Inflation in Folge des Ukraine-Kriegs. Nach Angaben des Automobil-Weltverbandes stimmten neun der zehn Rennställe für die Erhöhung. Wie die FIA außerdem in einer Erklärung mitteilte, wurde die Umsetzung der neuen Regeln gegen das „Hüpfen" der Autos verschoben.
Diese sollen nun erst ab dem Belgien-Rennen in Spa Ende August greifen anstatt wie ursprünglich schon ab Le Castellet in zwei Wochen. „Das ist noch viel zu unausgegoren", hatte Red-Bull-Berater Helmut Marko am Vortag zu den vorgeschlagenen Neuerungen gemeint. Bis Spa haben die Rennställe nun Zeit, an den notwendigen Updates zu arbeiten, die vor allem den Unterboden betreffen. Der Große Preis von Belgien findet am 28. August statt.
Der Budget-Deckel in der Formel 1 liegt derzeit bei 140 Millionen Dollar (137,52 Mio. Euro) pro Team. In den Regeln bereits inkludiert war eine Inflationsanpassung bis zu einem Grenzwert von 3,0 Prozent, diese kann nun mit dem neuen Wert kumuliert werden. Besonders leidet die Formel 1 in diesem Jahr an den gestiegenen Kosten für Transport und Energie. Ohne eine Erhöhung hätten mehrere Rennställe die erlaubten Ausgaben wohl deutlich überschritten und Sanktionen befürchten müssen.
„Beide haben natürlich das Limit gesucht", meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff im ORF-Interview. „Lewis hat gesehen, dass er um die Pole Position fahren hätte können", erklärte der Wiener zu Hamilton. Der sagte: „Ich bin unglaublich enttäuscht von mir selbst." Kaputt sei zwar "eine Menge, aber das Wichtigste ist, dass es den beiden gut geht", ergänzte Wolff und hob das Positive aus seiner Sicht hervor: „Am Sonntag haben wir sicher ein gutes Auto, dann können wir noch einmal einen Schritt machen."
Schon im Freien Training davor hatte der vierfache Österreich-Sieger Verstappen in 1:06,302 die Bestzeit markiert. Zweiter war Leclerc, der 0,255 Sekunden hinten lag. Nicht ideal an einem Sprint-Wochenende waren zwei Unterbrechungen durch rote Flaggen, die fast einen Viertelstunde von der Uhr nahmen und den Teams weniger Zeit für die Setup-Findung gaben.
Die Session wurde bei etwas störendem Wind zunächst nach 20 Minuten Dauer gestoppt, weil McLaren-Pilot Lando Norris sein Auto wegen eines technischen Defekts in der sechsten Kurve parken musste. „Es raucht von unterhalb meines Sitzes", sagte der Brite, ehe er aus dem Cockpit ausstieg. Eine zweite rote Flagge folgte kurze Zeit später, da sich Fugenmaterial aus den Kerbs herausgelöst und den Weg auf Strecke gefunden hatte.
Der zweite Saison-Sprint nach Imola, in dem wieder WM-Punkte für die besten Acht vergeben werden, ist am Samstag, 16.30 Uhr, über 24 Runden angesetzt. Davor findet um 12.30 Uhr das zweite Freie Training statt. Das Rennen am Sonntag (15.00 Uhr/alles live TT.com-Ticker, ServusTV, ORF 1 und Sky) muss Valtteri Bottas (Alfa Romeo) von ganz hinten in der Startaufstellung in Angriff nehmen. Am Auto des Finnen wurden über das erlaubte Kontingent hinaus mehrere Antriebskomponenten ausgetauscht. (APA, TT.com)
⏱️ Endstand | Das Qualifying in Spielberg