Opel Astra: In die Verlängerung gegangen
Als Sports Tourer zeigt der Opel Astra neue Talente. Im wichtigen Preisduell mit dem Verwandten Peugeot 308 hat er die Nase vorn.
Von Stefan Pabeschitz
Rüsselsheim – Den Ort für die Präsentation des Astra Sports Tourer hat Opel gut gewählt: Im Stammwerk der Traditionsmarke wird sowohl die fünftürige Variante des Kompakten gebaut als auch der neue Kombi. Das Design ist ebenfalls made in Rüsselsheim und nimmt gekonnt Markenzitate von früher auf, überträgt sie aber mit glattem, technischem Look gekonnt in die Neuzeit. Womit es sich mit dem deutschen Beitrag zu dieser Baureihe aber auch schon mehr oder weniger hat – technisch ist sie so sehr ident mit dem Peugeot 308, dass sie sogar mit dessen Typenbewilligung unterwegs ist.
Bis zur B-Säule sind beide Karosserievarianten des Astra baugleich, danach streckt sich die Rucksackvariante auf 57 Millimeter mehr Radstand und 211 Millimeter mehr hinteren Überhang als der Hatchback, mit der Gesamtlänge von 4,64 Metern geht der Sports Tourer bereits an die Segmentgrenzen. Vom Längenzuwachs profitieren abgesehen von der proportionierteren Linie die Beinfreiheit in Reihe zwei und das Kofferraumvolumen – mit 608 bis 1643 Litern ebenfalls identisch mit dem des Peugeot 308 SW. Im Cockpit herrscht die aufgeräumte Kühle wie im Fünftürer, leider ist die digitale Instrumentierung unverändert: Eine uninspiriertere Grafik findet sich derzeit nirgendwo, schon gar nicht beim hier sehr ansprechenden Peugeot-Zwilling. Der angenehme Unterschied zum französischen Pendant liegt in der manuellen Bedienleiste für die Klimasteuerung, für die dort ein Untermenü auf dem Touchscreen bemüht werden muss.
Das wiederum Peugeot-identische Motorenangebot umfasst den 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner mit wahlweise 110 und 130 PS, den 1,5-Liter-Vierzylinder-Diesel mit 130 PS und einen Plug-in-Hybrid mit 180 PS – die stärkste 225-PS-Variante der Franzosen steht Opel nicht zur Verfügung. Für artgerechte Kombinutzung mit viel Zuladung empfiehlt sich die Einstiegsmotorisierung nur bedingt, am ehesten eignet sich hier der Diesel dank seines besseren Drehmoments. Der Plug-in-Hybrid reicht trotz nominell hoher Leistungsdaten wie praktisch alle Systeme dieser Art nur im Sportmodus an das Ansprechverhalten eines vergleichbaren rein thermischen Antriebs heran. Der Sport Tourer kommt dank des längeren Radstands mit dem Zusatzgewicht von gut 350 Kilo von Batterie und dualer Motorisierung aber merkbar besser zurecht als der Fünftürer, auch die Fahrbalance ist dank der größeren Heckmasse ausgewogener. Hochwertig sind in jedem Fall Dämmung und Geräuschentkopplung vom Fahrwerk: Die je nach Ausstattung bis zu knapp 70 Kilo Mehrgewicht der Opel-Modelle gegenüber den vergleichbaren Peugeots sind für die Premium-Akustik gut angelegt.
Bei den praktischen Tugenden erfüllt der Kompakt-Kombi alle gängigen Erwartungen: Fernentrieglung der Rückbank-Lehne, ebene Ladefläche samt variablem Boden, mit nur 60 Zentimetern angenehm niedrige Ladekante. Das Ausstattungsangebot ist mit den Trimmlevels Edition und Elegance plus Business-Paketen sowie GS-Line und Ultimate gleichwertig wie beim Hatchback, mit 25.449 Euro Einstiegstarif für den Basis-Benziner beträgt der Sports Tourer-Aufpreis 1500 Euro. Ab 36.909 Euro ist der Plug-in-Hybrid zu haben, der auch in der niedrigsten Ausstattungsstufe angeboten wird. Die Überraschung ist der Kostenunterschied zum Peugeot-Pendant: Die Kombivariante des Astra ist mit 3150 Euro weniger deutlich attraktiver eingepreist.