Regisseur Jafar Panahi nach Nachfrage in Iran in Haft
Der vielfach ausgezeichnete Regisseur Jafar Panahi wurde als dritter iranischer Filmschaffender binnen weniger Tage festgenommen.
Teheran – Auch Unberechenbarkeit kann Terror sein. Davon erzählt Jafar Panahi in seinem Dokumentarfilm „Dies ist kein Film“. Panahi filmt sich darin selbst beim Warten auf ein Urteil des Berufungsgerichts. Wegen „Propaganda gegen das System“ war der Regisseur Ende 2010 zu sechs Jahren Haft und 20-jährigem Berufsverbot verurteilt worden. Konkret bezog sich das Gericht auf einen von Panahi geplanten Film über Ausschreitungen nach der iranischen Präsidentschafts-Wahl 2009. Bereits Anfang 2010 saß der Regisseur deshalb mehrere Monate im Gefängnis. Steven Spielberg, Robert Redford und Michael Moore forderten seine Freilassung. Das Urteil – das erfährt man in „Dies ist kein Film“ nicht mehr – blieb aufrecht. Drei Filme hat Panahi seither trotzdem gedreht: „Pardé“ (2013) und „Taxi Teheran“ (2015) wurden bei der Berlinale ausgezeichnet, „Drei Gesichter“ (2018) in Cannes.
Nun ist Jafar Panahi als dritter iranischer Filmemacher binnen weniger Tage festgenommen worden. Die genauen Umstände sind unklar. Eine offizielle Bestätigung fehlt bislang. Laut der halbwegs belastbaren, weil nur „halbamtlichen“ Nachrichtenagentur Mehr soll Panahi in Gewahrsam genommen worden sein, als er sich bei der Staatsanwaltschaft wegen der Verhaftung der Regisseure Mohammed Rasoulof und Mostafa Al-Ahmad erkundigt hatte. Beide wurden am vergangenen Wochenende festgenommen. Ihnen wird Aufruf zu Gewalt und Gefährdung der öffentlichen Ordnung zur Last gelegt. So formuliert es die staatliche Agentur INRA unter Berufung auf Irans Justizbehörde. Hintergrund ist die Kritik von etwa 70 iranischen Filmschaffenden an überbordender Polizeigewalt. Konkreter Auslöser waren von Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagene Proteste nach dem Einsturz eines Kaufhauses in der südwestiranischen Stadt Abdan. Rasoulof und Al-Ahmad sollen die Initiatoren eines offenen Briefs sein, in dem sie die Polizei zum Niederlegen der Waffen aufriefen.
Mohammed Rasoulof gewann Februar 2020 mit seinem Film „Doch das Böse gibt es nicht“ den Goldenen Bären der Berlinale. Wenige Tage später wurde er von der iranischen Justiz zum Antritt einer einjährigen Haftstrafe wegen regimekritischer Aussagen aufgefordert. Er berief gegen das Urteil. Daraufhin wurde auch für ihn Berufs- und Ausreiseverbot verhängt. (jole)