Frankreich

„Geht mir am Sack vorbei“: Macron sorgt mit derbem Spruch für Wirbel

Macrons Worte sorgen für Empörung.
© JEAN-PHILIPPE KSIAZEK

Die sogenannten Uber-Files sorgen seit dem Wochenende in Frankreich für Aufregung. Präsident Macron wird für seinen früheren Einsatz als Wirtschaftsminister für die Belange des Fahrdienst-Vermittlers kritisiert – und reagiert mit einem derben Spruch.

Paris – Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist als eloquenter Redner auf großer Bühne bekannt, immer wieder aber sorgt er auch mit Klartext-Vokabular für Wirbel. Buchstäblich in die Hose ging am Dienstag sein Kommentar zur Oppositionskritik an seinem früheren Einsatz als Wirtschaftsminister für die Belange des Fahrdienst-Vermittlers Uber.

"Das geht mir am Sack vorbei", sagte Macron frei übersetzt vor laufenden Kameras - und fügte gleich hinzu, dass die von ihm gewählte Formulierung vom früheren Präsidenten Jacques Chirac stammt. "Ça m"en touche une sans faire bouger l"autre" sagt dabei soviel wie "Davon wackeln mir nicht mal beide Eier".

"Eine unglaubliche Formulierung", "eine Schande", "was für eine Vulgarität", empörten sich Menschen im Netz. Chirac habe die Formulierung im Privaten und nicht in der Öffentlichkeit gewählt, meinte einer. In der wöchentlichen Pressekonferenz der Regierung am Mittwoch verteidigte Regierungssprecher Olivier Véran die Wortwahl Macrons. Dem für seine spitzen Bemerkungen bekannten Chirac sei der Spruch damals nicht angekreidet worden, deshalb brauche man sich heute auch nicht aufregen.

Zuletzt hatte Macron in der Corona-Krise gegen Ungeimpfte ausgeholt und gesagt, er wolle ihnen gehörig auf die Nerven gehen. Die französische Fäkalvokabel "emmerder" kam dabei aber deutlich derber an, als die deutsche Übersetzung. Der Präsident erntete dafür tüchtig Kritik.

Uber-Files sorgen für Kritik an Macron

Am Wochenende waren E-Mails und Chats des Fahrdienst-Vermittlers Uber aus den Jahren 2013 bis 2017 öffentlich geworden, die Einblicke in das damalige aggressive Geschäftsgebaren und die Lobbyarbeit geben. Als Quelle gab sich nach der Veröffentlichung ein ehemaliger Uber-Manager zu erkennen. Die Zeitung Le Monde, die neben anderen Medien die Kommunikation auswertete, berichtete über etliche bisher nicht öffentlich bekannte Treffen des damaligen Wirtschaftsministers Macron mit Uber-Verantwortlichen. Dabei sei eine gemeinsame Strategie entwickelt worden, um die Interessen Ubers trotz großer Ablehnung in der Regierung voranzutreiben.

Die Opposition und Gewerkschaften in Frankreich reagierten empört auf Macrons Handeln, so wie es sich in den sogenannten Uber-Files darstellt. Um die Deregulierung und das Vorrücken von Firmen wie Uber zu ermöglichen, habe Macron damals Arbeitnehmerrechte beschnitten, schimpfte der Chef des Gewerkschaftsbundes CGT, Philippe Martinez.

Macron indes wies den Vorwurf, er habe Uber verdeckt und übermäßig Unterstützung bei der Expansion in Frankreich gegeben, zurück. Das Vereinfachen von Auflagen hätte die Schaffung tausender Arbeitsplätze für Fahrer bei Uber in Frankreich ermöglicht, sagte Macron am Dienstag. "Ich beglückwünsche mich zu dem, was ich getan habe." Er setze sich auch weiterhin vertraulich auch mit ausländischen Unternehmenschefs zusammen, um das Schaffen neuer Arbeitsplätze in Frankreich zu ermöglichen, betonte Macron. (dpa, TT.com)