USA

Zehnjährige in USA vergewaltigt: Nach Abtreibung Ermittlungen gegen Ärztin

Aktivistinnen demonstrieren vor dem Weißen Haus für das Recht auf Abtreibung.
© IMAGO/Zach D Roberts

In den USA gehen Republikaner nach der Aufhebung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch immer extremer gegen Ärzte vor, die Abtreibungen vornehmen. Ein Fall schlägt nun Wellen: Eine Zehnjährige wurde vergewaltigt. Um abtreiben zu können, musste sie in einen anderen Bundesstaat reisen. Dennoch wird dort nun gegen die Ärztin ermittelt.

Indianapolis – Nach der Einschränkung des Abtreibungsrechts in den USA beschäftigt der Fall eines zehnjährigen Vergewaltigungsopfers das Land. Mit dem Schwangerschaftsabbruch bei dem Mädchen, das Ende Juni einem Medienbericht zufolge für den Eingriff vom Bundesstaat Ohio nach Indiana fuhr, beschäftigt sich nun der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates.

Ärztin droht Entzug der Lizenz

Der Republikaner Todd Rokita sagte dem TV-Sender Fox News am Mittwochabend (Ortszeit), gegen die mutmaßlich beteiligte Ärztin werde ermittelt, weil sie die Abtreibung womöglich nicht gemeldet habe. In diesem Falle drohe ihr die Entziehung ihrer Lizenz. In Indiana sind Abtreibungen dem Generalstaatsanwalt zufolge meldepflichtig. Die Ärztin wies den Vorwurf über ihren Anwalt zurück.

"Ermittlungen gegen eine Ärztin, die einem zehnjährigen Vergewaltigungsopfer zu einer legalen Abtreibung verholfen hat. Das ist extrem", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, am Donnerstagabend (Ortszeit). Dies sei die Welt, die sich gewählte Republikaner wünschen würden.

Ermittlungen gegen eine Ärztin, die einem zehnjährigen Vergewaltigungsopfer zu einer legalen Abtreibung verholfen hat. Das ist extrem.
Biden-Sprecherin Karine Jean-Pierre
Sprecherin Karine Jean-Pierre.
© imago/Kleponis

Abtreibung in Ohio nun bereits nach sechster Woche verboten

Die Geschichte der Zehnjährigen hatte in den Vereinigten Staaten für Wirbel gesorgt und sogar Präsident Joe Biden zu einer Aussage veranlasst. "Zehn Jahre alt – zehn Jahre alt! – vergewaltigt, sechs Wochen schwanger, bereits traumatisiert, musste in einen anderen Staat reisen", beklagte Biden vor gut einer Woche. Mit der historischen Entscheidung des Obersten Gerichtshofes der USA, das liberale Abtreibungsrecht zu kippen, war Abtreibung in Ohio nach der sechsten Woche illegal geworden – selbst im Falle von Vergewaltigung oder Inzest.

Einige Medien und republikanische Politiker zogen die Wahrhaftigkeit der Geschichte in Zweifel. Am Dienstag wurde jedoch ein 27-jähriger Tatverdächtiger aus Ohio nach übereinstimmenden Medienberichten wegen Vergewaltigung des Mädchens festgenommen. Der Sender CBS berichtete, dass der Mann gestanden habe. Etliche Details zu dem Fall sind weiterhin unklar. (APA, dpa)