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Hitze und Waldbrände: Keine Atempause von Spanien bis Griechenland

Den Höhepunkt der Hitzeperiode soll es im Westen Frankreichs dann am Montag geben.
© THIBAUD MORITZ

Die Sonne brennt weiter auf große Teile Südeuropas, von erlösendem Regen keine Spur. Heftiger Wind könnte mancherorts Brände auf ausgetrocknetem Boden weiter anfachen. Höchste Warnstufe wurde für Frankreichs Westen ausgerufen.

Paris, Rom, Madrid – Einsatzkräfte in mehreren Ländern Südeuropas haben am Sonntag bei anhaltender Hitze und Trockenheit ihren Kampf gegen ausgedehnte Waldbrände fortgesetzt. Diese haben sich in Spanien, Griechenland und Frankreich über Tausende von Hektar Land ausgebreitet. Erneut wurden Tausende von Menschen bei Temperaturen von örtlich über 40 Grad in Sicherheit gebracht.

In Spanien warfen Hubschrauber Wasser auf die Flammen ab, während sengende Hitze und oft bergiges Gelände den Feuerwehrleuten die Arbeit erschwerten. Die nationale Wetterbehörde Aemet gab für Sonntag eine Hitzewarnung heraus und sagte Höchstwerte von 42 Grad in Aragon, Navarra und La Rioja im Norden voraus. Die Behörde erklärte, die Hitzewelle werde zwar am Montag enden. Die Temperaturen blieben aber "ungewöhnlich hoch".

Spanien erlebt seit fast einer Woche eine Hitzewelle mit Höchstwerten von 45,7 Grad. In der Provinz Malaga wüteten bis in die Nacht auf Sonntag hinein Waldbrände, von denen auch Einwohner in der Nähe des bei Touristen beliebten Ortes Mijas betroffen waren.

In Portugal, wo die Temperaturen am Wochenende gesunken sind, gab es nach Angaben der Behörden am Sonntag zwei Waldbrände im Norden. Das portugiesische Gesundheitsministerium hatte am Samstagabend mitgeteilt, dass in den vergangenen sieben Tagen 659 Menschen an den Folgen der Hitzewelle gestorben seien, die meisten von ihnen ältere Menschen. Am Donnerstag hatten die Temperaturen in mehreren Regionen 40 Grad Celsius und an einer Wetterstation im zentralen Bezirk Vizeu 47 Grad Celsius überschritten.

Die Flammen zerstörten in nur einer Woche mehr als 25.000 Hektar.
© PATRICIA DE MELO MOREIRA

Angesichts der erwarteten Hitze sind Menschen im Westen Frankreichs zu absoluter Vorsicht aufgerufen worden. Der Wetterdienst Météo France verhängte am Sonntagnachmittag für fast die komplette französische Atlantikküste und weitere westliche Gebiete die höchste Warnstufe Rot. Lediglich der südlichste Zipfel der Küstenlinie mit dem Département Pyrénées-Atlantiques erhielt die Warnstufe Orange. Diese zweithöchste Warnstufe gilt insgesamt in 51 französischen Départements.

Die Warnungen gelten für 24 Stunden und werden am frühen Morgen und am Nachmittag aktualisiert. Am Sonntag sollten im Südwesten des Landes noch verbreitet Temperaturen von 37 bis 40 Grad Celsius erreicht werden. Die Hitze breite sich Richtung Norden aus, hieß es.

Den Höhepunkt der Hitzeperiode soll es im Westen Frankreichs dann am Montag geben. Die Temperaturen dürften hier häufig auf 40 Grad Celsius oder mehr klettern. Ziemlich sicher werden historische Temperaturrekorde gebrochen. Auch im Osten sollte es laut dem Wetterdienst dann heißer werden. Am Dienstag werden dann in diesem Landesteil Temperaturen bis 40 Grad erwartet, während der Westen langsam abkühlen dürfte.

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Seit Dienstag hatte die Feuerwehr vergeblich versucht, die Flammen in den Griff zu bekommen. Nach Angaben der Präfektur bleibt die Lage bei Teste-de-Buch ungünstig. Bei Landiras sei zumindest an einigen Bereichen des Brandrands die Situation stabil.

In Griechenland waren am Sonntag mehr als 150 Feuerwehrleute damit beschäftigt, einen Brand zu bekämpfen, der seit Freitag bei Rethymno auf der Insel Kreta Wald und landwirtschaftliche Flächen in Brand gesetzt hatte. Die Flammen wurden durch starke Winde angefacht. Die örtliche Feuerwehr erklärte inzwischen, der Brand sei teilweise eingedämmt worden.

Die griechische Feuerwehr schätzt das Risiko für Waldbrände in vielen Teilen Griechenlands weiterhin als "sehr hoch" ein. Am Montag seien vor allem die Region Attika mit der Hauptstadt Athen sowie die Inseln Euböa, Kreta, Lesbos und Samos und der Nordosten der Halbinsel Peloponnes betroffen, twitterte die Feuerwehr am Sonntag. Von Samstag auf Sonntag wurden in Griechenland 119 Waldbrände registriert. Die meisten Brände werden recht schnell gelöscht, manche wachsen sich jedoch zu Großbränden aus.

Rekordtemperaturen im hochalpinen Gelände in Italien

Die Hitzewelle, die Italien seit Wochen belastet, lässt die Temperaturen auch im Hochgebirge steigen. Auf der auf 4.554 Meter Höhe liegenden Capanna Margherita, einer Schutzhütte auf den Gipfeln des Monte Rosa im norditalienischen Piemont, wurden am Sonntag 4,9 Grad gemessen. Am Samstag waren es 3,1 Grad gewesen.

Das sind noch keine Höchstwerte: Am 11. September 2018 beispielsweise wurden auf dem Monte Rosa 8,5 Grad erreicht, doch wie Meteorologen feststellen, hätten Hitzeperioden noch nie so lange angehalten wie in diesem Jahr. Im Gran-Paradiso-Massiv wurde am Sonntag auf 3.272 Meter Höhe ein Höchstwert von 11,5 Grad gemessen. Vor zwei Wochen war es wegen der hohen Temperaturen zu einem Gletscherbruch am Marmolata-Gipfel im Trentino gekommen, wobei elf Bergsteiger tödlich verunglückten.

In der Kommune Nago-Torbole am Gardasee fachten Winde die Feuer wieder an.
© IMAGO/Aleksander Kalka

Die sengende Hitze verbrennt buchstäblich Obst und Gemüse auf den italienischen Feldern und verursacht Verluste, die in einigen Gebieten bis zu 70 Prozent der Ernte ausmachen. Besonders betroffen seien Paprika, Wassermelonen, Pfirsiche, Tomaten und Auberginen, warnte der Bauernverband Coldiretti am Sonntag. "Die Bauern versuchen, die Ernte so weit wie möglich vorzuverlegen oder die Früchte an den Bäumen auszudünnen, indem sie diejenigen, die nicht überleben können, aussortieren, um wenigstens einen Teil der Produktion zu retten. Die Schäden überragen jedoch die drei Milliarden Euro", so Coldiretti.

Auf den Feldern gab es Rückgänge von 45 Prozent bei der Produktion von Mais, von 20 Prozent bei der Milchproduktion in den Ställen, und von 30 Prozent bei Hartweizen für Nudeln. Elf Prozent der Landwirtschaftsbetriebe seien in einer so kritischen Situation, dass sie ihre Tätigkeit aufgeben müssten, klagte der Bauernverband. (TT.com, APA, dpa)