Quarantäne für Infizierte offenbar vor dem Fall, SPÖ schlägt Alarm
Während die Corona-Ampel zunehmend dunkler wird, soll die Quarantäne-Regelung offenbar ab 1. August von Verkehrsbeschränkungen ersetzt werden. Die SPÖ übt deshalb massive Kritik an der Regierung.
Wien, Innsbruck – Es ist ein Thema das die politischen Lager stark polarisiert. Das Gesundheitsministerium arbeitet an einer Umstellung des Umgangs mit Personen, die Corona-positiv sind. Ab 1. August sollen demnach an die Stelle der verpflichtenden Quarantäne so genannte Verkehrsbeschränkungen treten – und das obwohl die Corona-Ampel zunehmend dunkler wird. Betroffene dürfen dann Haus oder Wohnung verlassen. Sie müssen aber Maske tragen, wenn sie mit anderen Personen zusammentreffen – auch im Freien.
📽️ Video | Mögliches Ende der Quarantäne-Pflicht
Im Gesundheitsministerium hieß es am Donnerstag offiziell, die endgültige Entscheidung über die Verkehrsbeschränkungen statt Quarantäne sei noch nicht gefallen. Dem Vernehmen nach steht der Zeitplan aber fest.
Laut dem Entwurf muss die Maske indoor außerhalb des eigenen Wohnbereichs durchgehend getragen werden, wenn ein Zusammentreffen mit anderen Personen nicht ausgeschlossen werden kann und ein Abstand von zwei Metern nicht fix eingehalten werden kann. Bei Zusammenkünften mit anderen Personen in Innenräumen ist die Maske jedenfalls anzulegen, ob bei privaten Treffen, in Freizeiteinrichtungen, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Autos.
Kein Verbot für Bäder oder Gastro
Selbst ins Bad kann man, wenn man die Maske aufhat. Kein ausdrückliches Verbot gibt es etwa auch für die Gastronomie, essen oder trinken darf man dort freilich nichts, da es dafür keine Ausnahme von der Maske gibt.
Die Fristen für die Dauer der Beschränkungen bleiben gleich: Fünf Tage nach dem positiven Test ist Freitesten möglich, nach zehn Tagen enden die Beschränkungen.
SPÖ sieht gefährliches und unverantwortliches Spiel
In der SPÖ schrillen die Alarmglocken. Gesundheitssprecher Philip Kucher sprach am Freitag in einer Aussendung von einem gefährlichen und unverantwortlichen Spiel der Regierung. Ein Quarantäne-Aus für Infizierte könnte das Gesundheitswesen wieder an seine Grenzen bringen. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sprach von einer Selbstaufgabe des Gesundheitsministeriums.
Für Hacker sind die Pläne "eindeutig falsch". Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe erst diese Woche erklärt, dass Maßnahmen wie das Rauffahren der Testsysteme, verstärktes Masketragen in Innenräumen und Öffis und Contact Tracing notwendig seien. Die Länder hätten kommende Woche eine Sitzung mit Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und er gehe davon aus, "dass diese merkwürdigen Ideen bis dahin vom Tisch sind und der Minister diesem Spuk ein Ende setzt".
"Gibt es dann einen Supermarkt für Infizierte?"
Besonders seltsam erscheint es dem Stadtrat, dass gemäß einem Verordnungsentwurf Corona-Infizierte in gemeinsamen Teams arbeiten sollen: "Gibt es dann einen Supermarkt für Infizierte?", sieht Hacker eine weltfremde Idee.
Für Kucher hat die Regierung das Pandemie-Management einfach aufgegeben. Die Vorgangsweise sei dilettantisch, so der rote Gesundheitssprecher.
Nach Meinung von Sylvia Gassner, Vorsitzende des Fachbereichs Soziale Dienste der Gewerkschaft vida, riskiert die Regierung mit dem Quarantäne-Aus Ansteckungen vulnerabler Gruppen. Anstatt mehr Personal schicke man lieber Infizierte zu Hochrisikopatienten.
Rauch hatte nach Angriffen auf der Social-Media-Plattform Twitter die Überlegungen zur Lockerung verteidigt und war dabei ziemlich in Rage geraten. Als Konsequenz will er seine Postings zu Corona künftig nur noch von seinem Team verbreiten lassen. (TT, APA)