Nissan startet mit Qashqai e-Power und Ariya in neue Ära
Bei Nissan glaubt man fest an die E-Mobilität. Die ersten beiden Modelle einer neuen Ära wurden nun in Schweden vorgestellt.
Von Franz Farkas
Stockholm – Nissan will an die Erfolge von LEAF anknüpfen. Bis 2030 will man alle Modellreihen elektrifizieren und nur noch Hybridmodelle oder reine E-Fahrzeuge verkaufen. Dazu kündigte man im März eine neue, sechs Modelle umfassende elektrifizierte Produktpalette für Europa an. Die ersten beiden Vertreter wurden nun in Schweden vorgestellt.
Da wäre zum ersten der neue Qashqai e-Power. Mit ihm soll die immer noch tiefsitzende Angst vor der geringen Reichweite von Elektro-Autos ein Ende haben. Der neue Qashqai fährt zwar rein elektrisch, aber hat trotzdem einen Verbrenner an Bord. Das Prinzip ist ähnlich dem des Opel Ampera mit dem Range Extender. Das bedeutet, der Verbrennungsmotor treibt einen Generator, der wiederum einen Akku speist, aus dem der die Vorderräder antreibende Elektromotor seine Energie bezieht. Der Qashqai e-Power fährt also immer rein elektrisch, bietet aber die Reichweite eines Verbrenners. Dieser Motor ist ein Dreizylinder mit 1,5 Litern und 158 PS. Er läuft immer im optimalen Drehzahlbereich und produziert entsprechend wenig, die Räder werden nur vom 190 PS starken E-Motor angetrieben.
Im Fahrbetrieb gibt sich der neue Qashqai wie ein echtes Elektro-Auto, obwohl der reine E-Betrieb nur auf wenige Kilometer beschränkt ist. Meist hört man im Hintergrund den Dreizylinder zwar dezent, aber doch werken. Auch die angegebene Reichweite von 1000 Kilometern scheint durchaus realistisch, im ersten Testbetrieb wurden etwa 5,5 Liter anstatt der angegebenen 5,3 verbraucht. Mit dem 55 Liter fassenden Tank könnte man in den vierstelligen Bereich vorstoßen, eine entsprechend defensive Fahrweise vorausgesetzt. Schade ist nur, dass es vorerst keine Allradversion geben wird.
Die zweite Neuerscheinung der Japaner nennt sich Ariya und besitzt eine vollelektrische Antriebseinheit. Nissan spricht von einem „Coupé Crossover“, allerdings entsprechen die Maße von 4,60 Meter Länge und fast 1,7 Meter Höhe dem SUV X-Trail aus dem gleichen Haus. Entsprechend opulent ist auch das Platzangebot, sowohl vorne als auch hinten. Beeindruckend auch der große gut nutzbare Kofferraum, der 468 Liter, bei umgeklappter Rückbank sogar 1775 Liter schluckt.
Das eher spartanisch wirkende Cockpit besteht im Wesentlichen aus zwei Displays für die Instrumente und das Multimedia-System. Mechanische Schalter sind rar, für die Bedienung sind meist Touch-Einheiten zuständig.
Je nach Ausstattung und Antrieb bringt Ariya zwischen 1,8 und 2,3 Tonnen auf die Waage. Die Einstiegsversion hat Frontantrieb, ein Akkupaket von 63 kWh und stellt eine Motorleistung von 160 kW/218 PS mit einem Drehmoment von 300 Nm zur Verfügung. Der Spurt auf 100 km/h wird in 7,5 Sekunden erledigt, bei 160 km/h regelt die Elektronik energiesparend ab – das ermöglicht eine Reichweite von exakt 403 Kilometern im WLTP-Modus. Die 87 kWh große Batterie in der etwas stärkeren 2WD-Version mit 178 kW/242 PS sollte nach ersten Angaben für bis zu 500 Kilometer am Stück reichen. Die Topversionen in zwei Leistungsstufen mit zwei Elektromotoren und Allradantrieb bringen eine Gesamtleistung von 225 KW bzw. 290 PS und 600 Nm an den Start. Abgeregelt wird hier erst bei 200 km/h – die Leistung verringert die Reichweite: Geschätzt wird die bei 460 bzw. 400 Kilometern liegen. Für die ersten Fahreindrücke stand lediglich die Einstiegsversion zur Verfügung. Doch die ist mit ihren elektrotypisch spontan anliegenden 300 Newtonmetern absolut ausreichend. Auffallend sind die gute Geräuschisolierung zum Innenraum und die ausgezeichnete Fahrwerksabstimmung, etwas nervig die Regelung der Klimaanlage.
Bestellbar sind die beiden Neuerscheinungen ab sofort, die Markteinführung ist für den Herbst geplant. Die Preise für den Ariya beginnen bei 54.000 Euro für die Basisausstattung mit 218 PS und dem 63-kWh-Akku, für den Qashqai E-Power sind noch keine Preise bekannt.