Innsbruck-Land

Aufräumen nach Muren im Stubaital, Suche nach Pfarrer abgebrochen

Die Industriezone in Medraz zwei Tage nach dem Murenabgang aus der Vogelperspektive.
© zeitungsfoto.at/Liebl Daniel

Zwei Tage nach den verheerenden Unwettern und Murenabgängen im Stubaital hat die Räumung der sogenannten Geschiebebecken begonnen. Tonnenweise Geröll und Gestein müssen entfernt werden. Von einem vermissten Pfarrer fehlt nach wie vor jede Spur.

Neustift – Der Schock nach den verheerenden Murenabgängen im Stubaital sitzt auch zwei Tage nach der Katastrophe tief. Wie berichtet, waren am Freitagabend nach heftigen Gewittern mit gewaltigen Niederschlagsmengen Tausende Kubikmeter Gestein und Geröll in Neustift, Mieders und Fulpmes talwärts gedonnert, hatten mehrere Autos mitgerissen und für schwere Schäden gesorgt.

Ein 60-jähriger Pfarrer gilt nach wie vor als vermisst. Sein Auto wurde von der Ruetz mitgerissen, später wurden Teile des Wagens im Bach gefunden. Die Hoffnung, den Geistlichen lebend zu finden, schwindet. Die Suche wurde am Sonntag vorläufig abgebrochen. Sie soll fortgesetzt werden, wenn sich das Wasser der Ruetz beruhigt hat.

Noch am Freitag konnten die Retter einen Teil des vermissten Pkw aus der Ruetz bergen, am Samstag fanden sie dann den zweiten Teil, der bereits über einen Kilometer weiter flussabwärts getrieben worden war.
© APA/ZEITUNGSFOTO.AT/DANIEL LIEBL

Räumung der Geschiebebecken hat begonnen

Am Sonntag liefen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Die abgegangenen Geröllmassen, die von den sogenannten Geschiebebecken in Neustift, Mieders und Fulpmes abgefangen worden waren, müssen nun entfernt werden. Allein im Geschiebebecken des Margaretenbachs befinden sich zwischen 20.000 und 25.000 Kubikmeter, teilte das Land Tirol am Sonntag in einer Aussendung mit. Auch entlang der Bachläufe haben sich tausende Kubikmeter angesammelt.

Schwere Technik ist im Einsatz und entfernt tonnenschweres Gestein aus den Bachläufen.
© IMAGO/Bernd März

„Die Geschiebebecken haben ihren Zweck erfüllt und konnten das Schadensausmaß in den Gemeinden so gut wie möglich eingrenzen“, wurde Ivo Schreiner von der Wildbach- und Lawinenverbauung zitiert. Nun gelte es, die Becken so rasch wie möglich wieder zu leeren, um bei weiteren Unwettern wieder genügend Fassungsvermögen zu haben und auch die Bachläufe rasch auszubaggern, um den Wasserabfluss zu gewährleisen.

📽️​ Video | Muren im Stubaital

Das Land Tirol, die Gemeinden und die Wildbach- und Lawinenverbauung arbeiten hierbei mit lokalen Erdbewegungsunternehmen zusammen, um die Räumungsarbeiten rasch voranzutreiben. Das Ausbaggern und der Abtransport des Materials dauern je nach Größe des Beckens Tage bis Wochen.

Die Becken entlang des Oberbergbachs haben laut Aussendung schon wieder eine ausreichende Kapazität, um bei moderaten Unwettern Material abzufangen – ebenso wurde der Margaretenbach soweit ausgebaggert, dass weitere Geröll- und Wassermassen im Ernstfall unter Brücken hindurchkommen. Grundsätzlich dauert das Ausbaggern und der Abtransport des entsprechenden Materials je nach Größe des Beckens zwischen einigen Tagen und mehreren Wochen.

Die Aufräumarbeiten im Stubaital sind in vollem Gange – wie hier im Mühltalbach in Mieders, wo das Bachbett gerade freigeräumt wird.
© Wildbach- und Lawinenverbauung

Eindringlicher Appell an Bewohner und Wanderer

Schreiner warnt: „Aktuell ist der Aufenthalt in Ufernähe bzw. im Bereich der Geschiebebecken und vermurten Bäche ein unnötiges Risiko. Wir erleben, dass sich viele Bewohnerinnen und Bewohner oder auch Wanderer gerne ein Bild von der Lage machen möchten, davon raten wir jedoch dringend ab.“

Auch die Stubaier Gemeinden appellieren an die Bevölkerung, sich im Falle von neuen Niederschlägen vorerst von den betroffenen Gebieten wie beispielsweise dem Margaretenbach in Fulpmes fernzuhalten und kein unnötiges Risiko einzugehen.

Weitere Gewitter im Laufe der Woche möglich

Laut Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) sind bereits am Montag weitere Niederschläge im Stubaital möglich. „Wir appellieren an die Bevölkerung, sich bei erneuten Starkregenereignissen und Gewittern entsprechend achtsam zu verhalten und gefährdete Bereiche, wie etwa in der Nähe von Fließgewässern in solchen Fällen zu meiden“, sagte Michael Fankhauser von der Abteilung Krisen- und Gefahrenmanagement des Landes Tirol. (TT.com)

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