Russland: Verletzte bei ukrainischem Drohnenangriff auf der Krim
Der Stab der russischen Schwarzmeerflotte in der Stadt Sewastopol sei von einer Drohne getroffen worden. Russlands Präsident Putin nimmt zum "Tag der Marine" am Sonntag in Sankt Petersburg eine Parade mit Kriegsschiffen, Flugzeugen und Tausenden Soldaten ab.
Sewastopol – Auf der von der Ukraine beanspruchten Halbinsel Krim ist nach russischen Angaben in der Stadt Sewastopol der Stab der Schwarzmeerflotte mit einer Drohne angegriffen worden. Fünf Menschen seien dabei am Sonntag verletzt worden, teilte der Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram mit. Die Drohne sei in einem Hof des Stabquartiers eingeschlagen. Russland hatte die Krim 2014 annektiert.
"Am heutigen frühen Morgen haben ukrainische Nationalisten entschieden, uns den Tag der Marine zu verderben", schrieb Raswoschajew. Die Feierlichkeiten zu dem in Russland in vielen Regionen begangenen Tag wurden für Sewastopol abgesagt. Russische Behörden in Regionen an der Grenze zur Ukraine beklagen immer wieder Angriffe aus dem Nachbarland.
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Nach vorläufigen Erkenntnissen handle es sich bei dem Angriffsobjekt um eine Drohne, teilte Raswoschajew mit. Bei den Verletzten handle es sich um Mitarbeiter des Stabs der russischen Schwarzmeerflotte. Tote gebe es nicht. "Ich bitte darum, die Ruhe zu bewahren und nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben", schrieb Raswoschajew. Der Inlandsgeheimdienst FSB arbeite an der Aufklärung des Falls.
Machtdemonstration in Sankt Petersburg
Der russische Präsident Wladimir Putin nimmt zum "Tag der Marine" am Sonntag in Sankt Petersburg eine Parade mit Kriegsschiffen, Flugzeugen und Tausenden Soldaten ab. Das traditionelle Ereignis nutzt der Kremlchef auch als Machtdemonstration gut fünf Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Paraden zur Ehrung der Seestreitkräfte mit ihren verschiedenen Flotten sind in mehreren Regionen Russlands geplant.
Russland lud nach eigenen Angaben Experten der Vereinten Nationen und des Roten Kreuzes ein, die Umstände des Beschusses eines Gefängnisses zu untersuchen, bei dem Dutzende ukrainische Kriegsgefangene getötet wurden. Russland wolle eine unabhängige Untersuchung, teilte das Verteidigungsministerium am Samstagabend mit.
Russland macht einen ukrainischen Raketenbeschuss auf das Gefängnis im Ort Olenikowa verantwortlich, der in der von pro-russischen Separatisten kontrollierten Region Donezk liegt. Die Ukraine hat erklärt, Russland habe das Gefängnis beschossen, um die Misshandlungen der Gefangenen zu vertuschen. Nach Angaben der Separatisten starben bei dem Beschuss am Freitag 53 Insassen. Zahlreiche weitere wurden verletzt.
Tötung von Kriegsgefangenen: Selenskyi kündigt Vergeltung an
Wegen der Tötung Dutzender ukrainischer Kriegsgefangener kündigte Präsident Wolodymyr Selenskyj Vergeltung an. Es handle sich um ein vorsätzliches russisches Kriegsverbrechen, sagte der Präsident in einer Videobotschaft. Erneut forderte er die Weltgemeinschaft auf, Russland offiziell als Terrorstaat einzustufen. Angesichts der massiven Angriffe Russlands im Donbass, rief Selenskyj die Bewohner zum Verlassen des Gebiets auf.
Die ukrainischen Behörden meldeten unterdessen erneute heftige Angriffe auf die südliche Stadt Mykolajiw. Die Stadt sei am Sonntagmorgen "massiv" und "wahrscheinlich so stark wie nie" unter Beschuss genommen worden, erklärte der Bürgermeister Oleksandr Senkewytsch im Online-Dienst Telegram. "Starke Explosionen waren nach 1 Uhr nachts und gegen 5 Uhr morgens zu hören."
Demnach wurde eine Reihe von Wohngebäuden beschädigt. "An den getroffenen Orten brachen mehrere Brände aus." Angaben zu Verletzten oder Toten machte der Bürgermeister zunächst nicht.
Im Krankenhaus in Mykolajiw erlagen zwei Männer ihren Verletzungen durch einen Angriff auf eine Bushaltestelle am Freitag. Die Zahl der Todesopfer dieses Angriffs stieg damit auf sieben.
Die südliche Regionalhauptstadt war in den vergangenen Wochen fast täglich angegriffen worden. In der von Russland eroberten benachbarten Region Cherson hatte die ukrainische Armee zuletzt eine Gegenoffensive gestartet. Auch andere ukrainische Städte im Süden und Osten des Landes wie Charkiw und Slowjansk wurden am Wochende beschossen.
Libanon setzte Schiff mit Getreide aus Ostukraine fest
Im Libanon wurde am Samstag ein Schiff mit Getreide auf Antrag der ukrainischen Botschaft festgesetzt. Der Staatsanwalt Ghassan Queidat habe die Polizei mit Ermittlungen zur Ladung der im Hafen von Tripoli eingelaufenen "Laodicea" beauftragt, sagte ein Justizbeamter. Er "ordnete die Beschlagnahme des Schiffes an, bis die Untersuchung abgeschlossen ist". Laut dem ukrainischen Botschafter stammt das Getreide aus von Russland besetzten Gebieten seines Landes.
Die Ukraine wirft Russland regelmäßig vor, landwirtschaftliche Produkte und insbesondere Getreide aus besetzten Gebieten zu "stehlen". Zugleich bereitet die Ukraine derzeit die Wiederaufnahme seiner Getreideexporte im Rahmen eines unter UNO-Aufsicht ausgehandelten Abkommens mit Moskau vor. Millionen von Tonnen ukrainischen Getreides können derzeit wegen einer russischen Seeblockade und ukrainischer Seeminen nicht ausgefahren werden. (APA/dpa/AFP)