Tiroler Schuldenberatung: „Die großen Brocken kommen erst“
In der Schuldenberatung wird ein zeitverzögerter Ansturm an neuen Klienten erwartet.
Von Anna Haselwanter
Innsbruck – Normalbetrieb herrscht dieser Tage in der Tiroler Schuldenberatung. Nach einem Corona(-hilfen)-bedingten Rückgang an Klienten um rund 60 Prozent in den Jahren 2020 und 2021 liege die Zahl der Neuanmeldungen nun wieder auf dem Niveau von 2019. Allerdings: Dabei dürfte es nicht bleiben, befürchtet Thomas Pachl, Geschäftsführer der Beratungsstelle.
Überschuldung schlage zeitverzögert auf, in Österreich insgesamt recht spät. Die Durchschnittsverschuldung bei Privatpersonen – ohne gescheiterte Selbstständigkeiten – liege zwischen 50.000 und 60.000 Euro. „Die Menschen kommen also meist erst, wenn es wirklich gar nicht mehr geht.“ Der aktuelle Andrang bei Hilfsorganisationen – etwa Sozialmärkten – würde aber nichts Gutes verheißen; quasi eine Vorwarnung sein auf das, was da noch kommen könnte.
Das Leben wird immer teurer, die Inflation lag zuletzt bei 9,2 Prozent. „Ich rechne damit, dass jene Menschen, die aufgrund der aktuellen Lage in finanzielle Schieflage geraten – etwa mit dem Konto ins Minus gehen, private Schulden aufnehmen, Ratenzahlungen starten – im zweiten Quartal 2023 bei uns aufschlagen“, erklärt er.
Hinzu komme die „Generation Pump“. Es sei zunehmend zu beobachten, dass gerade junge Menschen über Anbieter wie Klarna, Afterpay und Ähnlichem auf Raten shoppen. Raten, die irgendwann das eigene Einkommen überschreiten. Und: „Die großen Brocken wie Strom- und Betriebskostenabrechnungen und Indexanpassung kommen erst“, sagt Pachl. Heißt: Da könnte es noch dick kommen.