Bezirk Landeck

Vergessen und wiederentdeckt: Werke Joseph Pfandlers auf Schloss Landeck

Ein von prüden Zeitgenossen übermalter Akt des 1824 geborenen Tiroler Künstlers Joseph Pfandler.
© Hauser

Von Markus Hauser

Landeck – Welch außerordentliche Umstände mögen es wohl gewesen sein, dass ein 1824 geborenes Kind einer Bauernfamilie aus dem kleinen, zur Gemeinde Fließ gehörenden Weiler Niedergallmigg den Weg an die königliche Akademie der bildenden Künste in München finden sollte?

Der finanzielle Hintergrund war es wohl kaum, sondern eher das künstlerische Talent, das es Joseph Pfandler 1849 ermöglichte, im Alter von 25 Jahren als Hospitant für Freihandzeichnungen an der Polytechnischen Schule in München tätig zu werden.

Ein gutes Jahr später wechselte Pfandler an die Kunstakademie. Ein weiterer Aufenthalt in der bayerischen Metropole ist von Juli 1859 bis Juni 1860 belegt.

Wieder zurück in seiner Heimat, schuf Pfandler 1862 das Altarbild der Fließer Pfarrkirche. Über das weitere Leben des Künstlers ist dann aber so gut wie nichts bekannt.

1866 erhielt Pfandler Briefe eines Freundes, Lou Stainer, der in Cincinnati (US-Bundesstaat Ohio) lebte. Er forderte Pfandler auf, in die USA auszuwandern.

Es wird vermutet, dass Pfandler 1868 dieser der Einladung auch folgte. Ab diesem Zeitpunkt gibt es keine Nachrichten mehr, auch keine Todesnachricht.

Über seine familiären Umstände weiß man, dass er mehrere Geschwister hatte. Seine Schwester Anna Elisabeth heiratete nach Landeck und verwahrte den Nachlass ihres Bruders. Und der Zufall wollte es, dass die Landeckerin Brigitte Thöni, eine entfernte Verwandte, 2016 in einer Truhe im Hause ihres Vaters Hunderte Skizzen, Zeichnungen und Briefe Pfandlers fand. Sie ließ den Fund aufarbeiten und die am besten erhaltenen Arbeiten rahmen.

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Diese sind derzeit, mit Dokumenten und Auszügen aus Pfandlers Briefwechsel ergänzt, auf Schloss Landeck zu sehen. Über die großartigen künstlerischen Qualitäten hinaus sticht ein kurioses Detail ins Auge: Von prüden, bigotten Zeitgenossen wurden nachträglich die Geschlechtsmerkmale der Aktzeichnungen absolut dilettantisch übermalt.

📍 Joseph Pfandler. Schloss Landeck. Zu sehen bis 4. September, täglich von 10 bis 17 Uhr.

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