Gedenken in Auschwitz-Birkenau zum 80. Todestag von Edith Stein
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Edith Stein „als Jüdin und Christin" zum Opfer des Holocaust. Sie war in das KZ Auschwitz deportiert worden und starb dort am 9. August 1942.
Oswiecim (Auschwitz) – Im ehemaligen deutschen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau hat die katholische Kirche am Dienstag der Ermordung der heiligen Edith Stein vor 80 Jahren gedacht. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bertram Meier, würdigte laut Kathpress die im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordete Ordensfrau als Persönlichkeit, die "„der Zeit, auch der katholischen Kirche, weit voraus" war.
"Sie hat uns mit ihrer Solidarität für ihre jüdischen Schwestern und Brüder und für alle Gedemütigten und Entrechteten einen Weg gewiesen", sagte der Augsburger Bischof laut Redemanuskript weiter. Gerade jetzt dürfe sich die Kirche nicht ausruhen "auf den Bemühungen derer, die vor uns Verantwortung getragen haben", so Meier weiter. Immer wieder flamme Antisemitismus in Europa auf.
Mit Blick auf die europäische Dimension betonte Bischof Meier: "Es ist sehr bedeutsam, dass wir hier heute als Polen und Deutsche gemeinsam stehen. An diesem Ort des Leidens jüdischer Menschen, des Leidens von Polen, aber auch vieler Menschen anderer Nationen." Bischof Meier hatte ursprünglich persönlich an der Gedenkveranstaltung teilnehmen wollen, musste allerdings kurzfristig absagen, wie es hieß.
Der anwesende vatikanische Kurienkardinal Michael Czerny sowie der Krakauer Erzbischof Marek Jedraszewski stellten am Lagermahnmal in Birkenau Kerzen ab und beteten. Begleitet wurden sie dabei von mehr als 100 Menschen. Jedraszewski wünschte sich bei der Begrüßung, dass "unser gemeinsames Gebet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer wirklich brüderlichen Gesellschaft in Europa" leiste. Er warb für ein "Europa des Geistes". Dabei verwies der Krakauer Erzbischof auch auf Russlands Krieg gegen die Ukraine.
Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 als Tochter jüdischer Eltern in Breslau (Wroclaw) geboren. Sie promovierte in Philosophie und arbeitete später als Lehrerin. 1922 ließ sie sich katholisch taufen. 1933 trat sie in den Kölner Karmel ein und nahm den Ordensnamen Teresia Benedicta vom Kreuz an. Bekannt wurde Stein vor allem durch ihre philosophischen und spirituellen Publikationen. Im Advent 1933 schrieb sie einen Brief an Papst Pius XI., in dem sie ihn auf die wachsende Verfolgung der Juden in Deutschland aufmerksam machte. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde sie "als Jüdin und Christin" zum Opfer des Holocaust. Sie war in das KZ Auschwitz deportiert worden und starb dort am 9. August 1942.
Edith Stein wurde im Oktober 1998 heiliggesprochen. 1999 wurde sie von Papst Johannes Paul II. zusammen mit Birgitta von Schweden und Katharina von Siena zur Schutzheiligen Europas erklärt.
Kardinal Czerny feiere am späten Nachmittag eine Gedenkmesse in der Klosterkirche der Karmelitinnen in Oswiecim (Auschwitz), hieß es. Geplant war auch ein Friedensgebet mit Katholiken in Japan als "virtuelle Brücke" unter der Leitung der Edith-Stein-Gesellschaft in Deutschland mit der katholischen Universität in Nagasaki zum 77. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf die japanische Stadt. (APA)